Suhl. Die angebliche Schändung des Korans löst Schlägerei ineiner Unterkunft in Suhl aus

Bei Ausschreitungen in einer Flüchtlingsunterkunft im thüringischen Suhl sind vier Polizeibeamte und mindestens zehn Heimbewohner verletzt worden. Auch sechs Polizeiautos und Mobiliar der Erstaufnahmeeinrichtung wurden bei dem Streit in der Nacht zum Donnerstag beschädigt, wie die Polizei mitteilte. Anwohnern zufolge wurden Fensterscheiben eingeschlagen und Möbel aus dem Fenster geworfen. Auch die Zentrale des privaten Wachdienstes wurde völlig demoliert.

Auslöser des Streits war laut Polizei wohl eine Auseinandersetzung mit einem Heimbewohner, der den Koran beleidigt haben soll. Der Asylbewerber sei zunächst von rund 20 anderen Heimbewohnern verfolgt worden, weil er angeblich mit dem Koran unflätig umgegangen war. Später beteiligten sich etwa 50 Flüchtlinge an dem Streit, weitere 50 sollen zugeschaut haben. Der verfolgte Heimbewohner wurde nach Angaben des thüringischen Innenministeriums zur eigenen Sicherheit in Schutzgewahrsam genommen.

Die Polizei war zunächst nur mit Suhler Beamten im Einsatz, die wegen der großen Zahl der Angreifer aber überfordert waren. Sie mussten sich zurückziehen und auf Verstärkungseinheiten aus Erfurt warten. In der Nähe des Heims wurden Zelte zur Versorgung von Verletzten aufgebaut.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sprach sich bei MDR Info für getrennte Flüchtlingsunterkünfte für verschiedene Ethnien aus. Er könne verstehen, wenn bei hochtraumatisierten Menschen die Emotionen hochkochten, sobald verschiedene Ethnien und religiöse Gruppen aufeinanderträfen, sagte Ramelow.

Im Suhler Flüchtlingsheim war es in den vergangenen Wochen schon zu Auseinandersetzungen gekommen. In der Unterkunft wurden bis zu 1800 Menschen einquartiert, ausgelegt ist sie für maximal 1200.