Berlin.

Äußerungen von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) werfen neue Fragen in der CDU-Spendenaffäre um Altbundeskanzler Helmut Kohl auf. Kohl hatte eingestanden, in den 1990er-Jahren etwa zwei Millionen D-Mark für die Partei entgegengenommen zu haben, ohne diese als Spende auszuweisen. Die Namen der Geldgeber hatte er aber nie preis­gegeben. In einem Interview für einen Dokumentarfilm des SWR antwortet der einstige Kohl-Vertraute Schäuble nach Angaben des Senders vom Dienstag nun auf eine Frage nach den Spendern: „Es gibt keine. Es gab aus der Zeit von Flick schwarze Kassen.“

Der 2006 gestorbene Großindus­trielle Friedrich Karl Flick hatte Millionen an Parteien, Stiftungen und zahlreiche Politiker verteilt und so für einen der größten Politskandale der deutschen Nachkriegsgeschichte gesorgt.

Hat Schäuble recht, dann hat Kohl gelogen. Kohl hatte sein Schweigen immer damit begründet, den Spendern sein Ehrenwort gegeben zu haben, ihre Namen nicht zu nennen. Woher das Geld stammte, ist bis heute ungeklärt. Die Affäre stürzte die Partei in die schwerste Krise ihrer Geschichte. Ein Bundestagsuntersuchungsausschuss brachte bis 2002 ans Licht, dass die CDU unter Kohl jahrelang schwarze Konten führte, die nicht in Rechenschaftsberichten auftauchten. So wurden Spenden verschleiert, mit denen Wahlkämpfe finanziert wurden.

Die Spendenaffäre stürzte die CDU und ihre Führung in eine tiefe Krise. Als die damalige CDU-Generalsekretärin Angela Merkel auf Distanz zum Altkanzler ging, legte Kohl im Dezember 1999 enttäuscht den CDU-Ehrenvorsitz nieder. Schäuble selbst wiederum gab im Jahr 2000 sein Amt als Parteivorsitzender auf, weil er 1994 eine Bar-Spende von 100.000 D-Mark (gut 51.000 Euro) für die CDU angenommen hatte, die nicht ordnungsgemäß verbucht worden war. Merkel wurde Parteivorsitzende und 2005 schließlich Bundeskanzlerin.