Bangkok. Videoaufnahmen bringen Behörden auf die Spur. 22 Menschen bei Bombenattentat getötet

Nach dem tödlichen Anschlag in der thailändischen Hauptstadt Bangkok sucht die Polizei nach einem Verdächtigen. Auf die Spur des Mannes kam sie nach Angaben der Behörden durch Aufzeichnungen der Überwachungskameras. Nach Einschätzung der Armee trägt der Anschlag vom Montag nicht die Handschrift der muslimischen Rebellen im Süden des Landes. Verantwortlich seien „Einzelpersonen oder Gruppen, die die Absicht haben, Thailand zu schaden“, sagte Regierungschef Prayuth Chan-o-cha in einer Fernsehansprache. „Sie wollen unsere Wirtschaft und den Tourismus zerstören.“

Nach Angaben der Polizei wird nach einem Mann gefahndet, der ein gelbes T-Shirt und einen gelben Rucksack trug und sich zur fraglichen Zeit am Tatort aufhielt. Seine Nationalität sei unklar. Bei der Explosion in einem Touristenviertel waren am Montag 22 Menschen getötet und mehr als 120 verletzt worden. Zu der Tat hat sich niemand bekannt. Unter den Toten befinden sich auch neun Ausländer aus asiatischen Ländern und eine Britin. Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es, dass keine Erkenntnisse über deutsche Opfer vorlägen. Die Rohrbombe detonierte nahe dem hinduistischen Erawan-Schreins. Die Kultstätte wird von Touristen vor allem aus Fernost, aber auch von Thailändern besucht.

Gestern ereignete sich in der Millionenmetropole ein weiterer Anschlag, bei dem niemand verletzt wurde. Ein Mann warf einen Sprengsatz von einer Brücke auf einen belebten Pier. Der Sprengsatz landete im Wasser.

Das Auswärtige Amt aktualisierte wie Australien und andere Länder seine Reise- und Sicherheitshinweise. „Reisenden wird empfohlen, besonders vorsichtig zu sein“, hieß es darin, mit dem Rat, Demonstrationen und Menschenansammlungen zu meiden. Demonstrationen sind aber ohnehin verboten, und Menschenmengen gibt es an jeder Ecke dieser wuseligen Millionenmetropole. Es gibt allein acht bis zehn Millionen Einwohner und jedes Jahr 16 bis 18 Millionen ausländische Besucher. So einen Anschlag hat es noch nie in Thailand gegeben. Es wäre voreilig, daraus den Schluss zu ziehen, dass Bangkok weniger sicher ist als etwa Madrid, London oder New York.

Eine Sprecherin von TUI Deutschland sagte, man beobachte die Lage genau. Vor allem den Tourismus als einen Motor der Wirtschaft könnte der Anschlag hart treffen. Mehrere Reiseveranstalter berichteten von Stornierungen. Finanzminister Sommai Phasee sagte, es lasse sich nicht abschätzen, wie sich der Anschlag auf die Wirtschaftskraft auswirke.

Ministerpräsidet Prayuth Chan-o-cha steht unter Druck, die Wirtschaft in Schwung zu bringen. In Kürze will er sein Kabinett umbilden. Regierungsmitglieder wiesen aber Spekulationen über einen Zusammenhang zwischen dem Anschlag und der Regierungsumbildung zurück. In Thailand herrschen seit Mai vergangenen res die Streitkräfte. Sie hatten die gewählte Regierung nach monatelangen Protestaktionen der Bevölkerung gestürzt.

Armee und Polizei haben die Kon­trolle, Kritiker der Regierung werden eingeschüchtert, Versammlungen und politische Aktivitäten sind verboten. Menschenrechtler prangern das an. Jede Art von Kritik wurde schon bislang rigoros geahndet, zuletzt kamen 19 Studenten ins Gefängnis, die Plakate gegen den Putsch hochgehalten hatten. Der Machthaber hat es mit der Rückkehr zur Demokratie nicht eilig. Anfang September soll eine Versammlung ernannter Abgeordneter über eine neue Verfassung abstimmen. Wahlen würden bei einer Zustimmung frühestens in der zweiten Hälfte 2016 stattfinden, bei einer Ablehnung wohl erst 2017.

In der Umgebung des Tatorts ging das Leben am Dienstag weiter. Das Viertel ist gespickt mit Einkaufszen­tren, Hotels und Restaurants. Sie waren alle geöffnet, wie sonst auch waren dort Tausende Menschen unterwegs. Banken, Schulen, und Touristenattraktionen – die Behörden haben nichts geschlossen. Die Börse eröffnete im Minus, und die Währung rutschte gegen den Dollar auf ein Sechsjahrestief. Dahinter dürfte aber nach Überzeugung von Volkswirten eher das wirtschaftliche Umfeld mit der jüngsten Abwertung des chinesischen Yuan stecken.

Die Polizei lässt sich nicht in die Karten schauen, aber nach Angaben der Touristenbehörde wurden die ­Patrouillen vor allem rund um die Touristenattraktionen verstärkt, und auf den Straßen waren auch deutlich mehr Beamte zu sehen.

Auch am Flughafen wurde nachgerüstet, ohne dass die Flughafenbehörde Einzelheiten dazu nannte. An den Eingängen der Einkaufszentren und den Stadtbahnen des Nahverkehrs gab es immer schon Kontrollen. Allerdings waren die oft lax, und die Wachleute waren häufig mit ihrem eigenen Handy beschäftigt. Auch sie sollen nun deutlich gründlicher nach Verdächtigem Ausschau halten.