Athen . Kapitalverkehrsbeschränkungen gelockert. Krise schreckt Bulgaren vor Euro-Beitritt ab

Griechenlands Regierung hat die Finanzkontrollen für seine Bürger leicht gelockert. Die Griechen können nun erstmals seit der Verhängung der Kapitalverkehrskontrollen am 29. Juni monatlich bis zu 500 Euro ins Ausland überweisen, ohne dafür eine Genehmigung der Behörden vorweisen zu müssen. Höhere Beträge (bis 8000 Euro statt bislang 5000 Euro) können jedes Quartal an Griechen überwiesen werden, die im Ausland studieren. Die Beschlüsse der Regierung wurden am Dienstag in der griechischen Presse veröffentlicht.

Erlaubt wird Bankkunden zudem wieder die Eröffnung neuer Konten, bei denen allerdings keine Barabhebungen möglich sind. Damit sollen sie Kredite, ihre Sozialversicherungsbeiträge und Schulden zahlen können.

Griechenland hatte die Kapitalverkehrskontrollen Juni eingeführt, um sein Finanzsystem zu stabilisieren und seinen angeschlagenen Banken etwas Luft zu verschaffen. Nach wie vor können die Bürgerinnen und Bürger höchstens 420 Euro pro Woche in bar von ihren Konten abheben.

Rating-Agentur Moody’s erwartet nur schwaches Wachstrum für Euro-Raum

Die Rating-Agentur Moody’s sieht neben der Konjunkturkrise in China und den steigenden Zinsen in den USA ein mögliches Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro derzeit als das größtes Risiko für die Weltwirtschaft. Für den Euroraum erwartet die Rating-Agentur in den kommenden Jahren mit jeweils 1,5 Prozent ein nur schwaches Wachstum.

Angesichts der zugespitzten Schuldenkrise Griechenlands lehnen die meisten Bulgaren die Einführung des Euro inzwischen ab. Dies zeigt eine am Dienstag in Sofia veröffentlichte repräsentative Umfrage des Gallup-Instituts. Danach befürworten lediglich 17 Prozent der Befragten in dem ärmsten EU-Land die Behauptung: „Es wäre gut, wenn Bulgarien zum Euro übergeht.“ 53 Prozent sagten dagegen Nein. 30 Prozent hatten keine Meinung.

Erst vor wenigen Monaten wollten noch 55 Prozent der Bulgaren nach einer im Mai veröffentlichten Euro­barometer-Umfrage den Beitritt ihres Landes zur Eurozone. Diese Einstellung entsprach auch den Plänen der Mitte-Rechts-Regierung in Sofia: Angestrebt wird ein Beitritt Bulgariens zum Wechselkursmechanismus – dem sogenannten Warteraum zum Euro – noch während der Amtszeit der jetzigen Regierung, die regulär 2018 enden soll.

Die bulgarische Nationalwährung Lew ist seit der Einführung der Gemeinschaftswährung in der EU zum Euro fixiert – ein Lew ist gleich 0,51 Euro. Vor der Einführung des Euro war der Lew an die damalige deutsche Mark gekoppelt.