Skopje.

Die Zahl der Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und Pakistan, die über die sogenannte Balkanroute nach Deutschland und andere Staaten in Westeuropa gelangen wollen, steigt rasant an. Täglich kämen 2000 Migranten im griechisch-mazedonischen Grenzgebiet an, doppelt so viele wie noch vor einer Woche, wie Hilfsorganisationen berichteten. Helfer führen den Andrang auf die Pläne Ungarns zurück, bis Ende August die Grenze mit Stacheldraht abzuriegeln. In der mazedonischen Stadt Gevgelija an der Grenze zu Griechenland spielten sich dramatische Szenen ab, berichteten Augenzeugen. Hunderte Menschen versuchten zum Teil mit Gewalt, einen der wenigen Plätze in den Zügen in Richtung Serbien zu ergattern. „Panik und Entsetzen auf dem Leidensweg“, titelte eine serbische Zeitung über die Lage. Die mazedonischen Medien und die Politik blendeten das Flüchtlingschaos im eigenen Land weitgehend aus.

Auch die Ägäis-Inseln Kos und Lesbos stehen in dem Euro-Krisenland im Mittelpunkt des Flüchtlingsdramas. Täglich gelangen Hunderte Menschen aus Bürgerkriegsländern wie Syrien oder Afghanistan über die Türkei mit Schlauchbooten auf griechisches Territorium. Auf Kos war die Lage wegen fehlender Unterkünfte, Lebensmitteln und überforderter Behörden zuletzt dramatisch, hat sich nun aber etwas entspannt. Seit Sonntag werden Flüchtlinge provisorisch auf einer Fähre untergebracht, die im Hafen der Inselhauptstadt vor Anker gegangen war. Auf Lesbos warten Hunderte Flüchtlinge darauf, mit Schiffen auf das griechische Festland zu fahren.

Die Zahl der Schleusungen von Flüchtlingen nach Deutschland ist drastisch gestiegen. Wurden im ersten Halbjahr 2014 noch 773 Tatverdächtige festgestellt, waren es nach Angaben der Bundespolizei gegenüber der „Welt am Sonntag“ im ersten Halbjahr 2015 bereits 1420 Tatverdächtige. Damit hat sich die Zahl der Schlepper im Vergleich zum Vorjahreszeitraum annähernd verdoppelt.