Tokio. Erklärung zum 70. Jahrestag des Kriegsendes überzeugt aber nicht alle Kritiker

Japans rechtskonservativer Ministerpräsident Shinzo Abe hat zum 70. Jahrestag des Kriegsendes eine Entschuldigung für die Aggressionen seines Landes erwähnt, dabei aber lediglich auf Erklärungen seiner Vorgänger verwiesen. „Japan hat wiederholt Gefühle der tiefen Reue und eine von Herzen kommende Entschuldigung für seine Taten während des Krieges zum Ausdruck gebracht“, sagte Abe am Freitag. Diese Position früherer Kabinette „wird unerschütterlich in die Zukunft hinein bleiben“, versicherte Abe. Zugleich sagte er jedoch auch, dass die jungen wie zukünftigen Generationen sich nicht ewig entschuldigen sollten. Abe ist der erste japanische Ministerpräsident, der nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde.

Bei südkoreanischen Politikern stieß Abes Erklärung auf Kritik. Abe habe es versäumt, sich direkt zu entschuldigen, wurde der Sprecher der regierenden Partei Saenuri von der Nachrichtenagentur Yonhap zitiert. Der Sprecher der oppositionellen Neuen Politischen Allianz für Demokratie warf Abe vor, sich um eine ehrliche Entschuldigung zu drücken. Die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua schrieb in einem Kommentar, Abes Entschuldigung sei „bestenfalls eine verwässerte“. Dies sei ein angeschlagener Start, Vertrauen unter seinen Nachbarn zu schaffen.

Regierungschef will aus Japan wieder eine selbstbewusste Nation machen

Abes Erklärung fiel deutlich länger aus als die seines sozialistischen Vorgängers Tomiichi Murayama 1995. Dessen Entschuldigung ist bislang die anerkanntermaßen klarste und ehrlichste eines japanischen Ministerpräsidenten. Abe hatte im Vorfeld deutlich gemacht, dass er die Worte Murayamas nicht wiederholen, an dessen Erklärung als Ganzes aber festhalten wolle.

Abe erwähnte zwar die Kolonialvergangenheit westlicher Staaten in Asien, ging aber nicht explizit auf Japans eigene Kolonialherrschaft in Korea ein. Auch sprach Abe davon, dass die „Ehre und Würde“ von Frauen im Krieg verletzt worden seien. Dass vor allem Koreanerinnen zur Prostitution in japanischen Soldatenbordellen gezwungen wurden, sagte er nicht. Eher habe Abe noch das Leiden der Chinesen hervorgehoben. Abe drückte nach der Erklärung laut japanischen Medien seinen Wunsch nach einem Gipfeltreffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping aus. Abe will aus Japan wieder eine selbstbewusste Nation machen. Das erstarkende China und das mit Atomwaffen drohende Nordkorea habe die Region unsicherer gemacht. Das Parlament berät derzeit Gesetze, die Japan erstmals seit Ende des Krieges Militäreinsätze an der Seite der USA im Ausland ermöglichen.