Berlin. Präsidentin stellt Bilanz für 2015 – von Badegewässern bis zur Temperatur

Umweltbundesamt-Präsidentin Maria Krautzberger fordert ein Tempolimit auf Autobahnen. Von Tempo 120 verspricht sie sich weniger Energieverbrauch und weniger CO2-Ausstoß. „Der Verkehrssektor ist der einzige Sektor, der seine Emissionen seit 1990 nicht mindern konnte“, sagte Krautzberger bei der Vorstellung der „Daten zur Umwelt 2015“ am Dienstag in Berlin. Die sparsameren Motoren hätten wenig genützt, sagte Krautzberger, „weil immer mehr Güter auf der Straße transportiert werden und der Trend zu mehr PS und schwereren Fahrzeugen geht“.

Die Chefin des Umweltbundesamtes fragt: „Welche Funktionen haben Geländewagen in einer Stadt wie Berlin?“ Krautzberger appelliert an die Menschen vor allem in den Städten, mehr zu Fuß zu gehen und öfter das Fahrrad oder den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Krautzberger warnte, angestrebte Umweltentlastungen könnten nicht erreicht werden, solange der Verkehr weiter zunehme.

Der Verkehr verursacht rund 18 Prozent der Treibhausgase in Deutschland. Davon wiederum gehen 95 Prozent auf den Straßenverkehr zurück. Zwischen 2000 und 2013 ist der Güterverkehr auf den deutschen Straßen um 31 Prozent gestiegen. Krautzberger: „Wir raten dringend dazu, mehr Gütertransport von der Straße auf die Schiene und das Schiff zu verlegen.“ Zudem fordert Krautzberger die Lkw-Maut für Fahrtzeuge ab 3,5 Tonnen. Lastkraftwagen verursachten 2013 rund 39 Millionen Tonnen CO2. Neben dem Verkehr enthalten die „Daten zur Umwelt 2015“ auch Trends zu anderen Themen. Die wichtigsten:


Badegewässer:
2290 Badegewässer in Deutschland werden regelmäßig getestet – und im Jahr 2014 erreichten fast 98 Prozent die Qualitätsrichtlinie der EU. 92 Prozent der Binnengewässer und 79 Prozent der Küstengewässer erreichen eine ausgezeichnete Qualität. In freien Gewässern können Krankheitserreger vorkommen. Folgen für den Menschen können etwa Fieber, Durchfall oder Erbrechen sein. „Die Qualität der Badegewässer ist fast überall gut“, sagte Krautzberger.


Lärm
: Menschen, die hohen Schallpegeln ausgesetzt sind, haben ein stark erhöhtes Gesundheitsrisiko. Lärm beeinträchtigt die Lebensqualität und den Schlaf. Menschen werden anfälliger für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die meisten Deutschen werden von Straßen- und Schienenverkehrslärm belästigt – wesentlich weniger von Fluglärm. Mitte 2015 sind mehr als 3,4 Millionen Menschen ganztägig von Schallpegeln von mehr als 65 Dezibel betroffen. 4,7 Millionen Menschen sind in Ballungsräumen, an Hauptverkehrswegen oder in der Nähe von Flughäfen nächtlichen Lärmpegeln von mehr als 55 Dezibel ausgesetzt.


Umweltfreundliche Mobilität:
Die Deutschen gehen weniger zu Fuß. Zwischen 2003 und 2012 ist die Zahl der gelaufenen Kilometer um 10,9 Prozent zurückgegangen. Auch der öffentliche Nahverkehr schrumpfte, die Deutschen legen zudem weniger Strecke mit dem Fahrrad zurück. Allerdings steigen die Kilometerzahlen beim Eisenbahnverkehr. Bei der weniger umweltfreundlichen Mobilität wächst das Flugzeug am dynamischsten: 4,7 Prozent seiner Strecke legt der Deutsche in der Luft zurück. Mit großem Abstand am intensivsten nutzen die Bürger immer noch Auto und Motorrad – für 75,9 Prozent der Wege.


Haushalt:
Von 1990 bis 2013 ist der Energieverbrauch in den deutschen Haushalten um 9,2 Prozent gestiegen. Der höhere Verbrauch hängt auch mit dem Trend zu mehr Haushalten, größeren Haushaltsflächen und weniger Bewohnern pro Haushalt zusammen. Der Stromverbrauch nahm zwischen 1990 und 2013 sogar um 18 Prozent zu. Das liegt am gesteigerten Verbrauch etwa für Fernseher oder Computer. Das Umweltbundesamt verweist hier unter anderem auf die Ökodesign-Richtlinie der EU, die dazu beitragen soll, „den Trend zu höherem Stromverbrauch umzukehren und die Energieeffizienz“ zu steigern. Die Haushalte haben einen Anteil am Energieverbrauch von 28,1 Prozent.


Temperatur:
„2014 war das heißeste Jahr seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen im Jahr 1881“, sagte Krautzberger. Für 2014 wurde für Deutschland eine Mitteltemperatur von 10,3 Grad Celsius errechnet. Somit wurde hier erstmals ein zweistelliger Wert erreicht. Speziell die Jahre seit Ende der 80er-Jahre waren besonders warm. „Die Klimaveränderung ist in Deutschland inzwischen so deutlich, dass erste Auswirkungen auf die Pflanzenwelt zu erkennen sind“, heißt es in den „Daten zur Umwelt 2015“. Der Treibhauseffekt müsse gestoppt werden, sagte Krautzberger.