Hamburg.

Konvention statt Emanzipation – der Zukunftsforscher Horst W. Opaschowski hat einen neo-konservativen Wertewandel in Deutschland ausgemacht. Für die Deutschen stünden jetzt Ehrlichkeit (73 Prozent), Anstand (66) und Höflichkeit (64) ganz oben, sagte er. 1981 sei den Deutschen dagegen Selbstvertrauen (91 Prozent) und Selbstständigkeit (90) am wichtigsten gewesen. In der Rangfolge der Nennungen folgte die Ehrlichkeit damals zusammen mit Lebensfreude erst auf Platz drei (je 89 Prozent). Opaschowski hatte in Zusammenarbeit mit dem Ipsos-Institut bundesweit 1000 Menschen ab 14 Jahren befragt.

Viele Menschen kämen mit rasanter Entwicklung und digitaler Revolution nicht mehr mit, sagte Opaschows­ki. Von der Nach-68er-Zeit bis zur Jahrtausendwende hätten emanzipatorische Werte die Skala beherrscht. Nun stünden Fleiß (61 Prozent), Disziplin (60) und Pflichterfüllung (57) in den Top Ten. Die Entwicklung sei auch Folge des demografischen Wandels. Die Generation 55plus favorisiere Anpassungs- und Pflichtwerte mehr als individuelle Lebensziele. „Weil die Jungen zur Minderheit geworden sind, sind Werte wie Toleranz (48 Prozent), Teamfähigkeit (47) und Fairness (43) nicht mehr mehrheitsfähig.“