London.

Ein Jahr nach dem Abschuss des Passagierflugs MH17 über der Ostukraine verklagen Angehörige der Opfer einen Separatistenführer auf umgerechnet rund 826 Millionen Euro. Es gehe den Hinterbliebenen nicht um Geld, sondern darum, Antworten von Igor Girkin zu erhalten und Druck auf Russland auszuüben, zitierte der britische „Telegraph“ den US-Anwalt Floyd Wisner. Wisner habe die Papiere bei einem Gericht in Chicago eingereicht. Er berufe sich darin auf ein Gesetz zum Schutz von Folteropfern, das gegen Ausländer angewendet werden könne.

Der russische Staatsbürger Girkin, der zeitweilig als Verteidigungsminister der nicht anerkannten „Volksrepublik“ Donezk aufgetreten war, habe den Abschuss der Boeing 777 durch seine Rebellenarmee angeordnet, unterstützt oder begünstigt, heißt es dem „Telegraph“ zufolge in der Klageschrift. Die Separatisten hätten zudem die Zustimmung des Kreml gehabt.

Bei dem Abschuss am 17. Juli 2014 waren alle 283 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder gestorben. Die Maschine der Malaysia Airlines war auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur gewesen. Unter den 18 Opfern, deren Angehörige Girkin beschuldigen, sind laut „Telegraph“ sechs Briten. In der Klageschrift heißt es demnach, dass Kämpfer unter Girkins Kommando sich zu der Tat bekannt hätten. Die „Volksrepublik“ Donezk hat die Schuld an dem Abschuss zurückgewiesen.

Zum Jahrestag der Katastrophe werden die Niederlande der Opfer gedenken. Das Land leitet auch die strafrechtlichen Ermittlungen und die Untersuchung nach der Ursache des Absturzes. Die Opfer kamen aus zehn Ländern, drei von ihnen aus Deutschland. Die Ermittler machen nach eigenen Angaben große Fortschritte. „Wir kommen stichhaltigen und überzeugenden Beweisen immer näher“, sagte Oberstaatsanwalt Fred Westerbeke in Rotterdam. Bisher gelten abgehörte Gespräche der Rebellen über den Einsatz einer Buk-Rakete als wichtigste Hinweise.