Berlin. Die neue Parteichefin Frauke Petry versucht einen Neustart – und redet doch viel über ihren Vorgänger

Es ist windig, die hellblaue AfD-Wand wackelt. Pressesprecher Christian Lüth muss sie festhalten, sonst würde sie vielleicht auf Frauke Petry und den neuen Vorstand der Alternative für Deutschland (AfD) kippen. Der AfD-Vorstand hat seine erste Pressekonferenz nach dem Parteitag in Essen auf die Dachterrasse der Parteizentrale verlegt. Frauke Petry hat gewonnen. Der Verlierer ist ausgetreten. Das Schreiben von Bernd Lucke habe die AfD vorliegen, sagt Petry. Doch sie will gar nicht so viel über Lucke reden. Nur so viel: Der Parteitag in Essen sei ein „Befreiungsschlag“ gewesen.

Die Gewinnerin will lieber über die Zukunft sprechen. Über das Programm der AfD. „Die Krise des Euro bleibt wichtigstes Thema“, sagt sie. Die „Reformierung dieser EU“ will sie vorantreiben. Brüssel solle sich nur noch um relevante Themen kümmern. Der „zweite Gründungsmythos“ ihrer Partei, die direkte Demokratie, sei ebenso wichtig. Dann nennt Petry noch drei Themen: Mittelstandsförderung, Familien, Einwanderung.

Über den Parteitag war berichtet worden, dass die AfD nach rechts driftet, dass das Thema Flüchtlinge dominierte, dass kaum noch über den Euro diskutiert wurde. Jetzt steuert Petry gegen das Image, dass der ausgetretene Ex-Vorstand Hans-Olaf Henkel der Partei verpasst hat: „Pöbelpartei“ und „NPD im Schafspelz“. Petry spricht ruhig und sachlich. Sie will Seriosität ausstrahlen. Bittet ihren neuen Co-Vorsitzenden Jörg Meuthen, Professor der Volkswirtschaftslehre in Kiel, um ein paar Worte zu Griechenland.

Doch Lucke wird sie nicht los. Sie wiederholt, was Parteivize Alexander Gauland am Vortag gefordert hat: Alle nun aus der Partei ausgetretenen AfD-Mitglieder sollen auf ihre Sitze in den Parlamenten verzichten – auch Bernd Lucke. „Die AfD wird um ihre Mandate betrogen“, sagt sie. Dann ist da noch die Frage, wie viele Mitglieder mit Lucke austreten werden. Petry geht von maximal 20 Prozent aus, bisher sind etwas mehr als 2000 von etwa 21.000 Mitgliedern ausgetreten. Eine mögliche Neugründung durch Lucke tut Petry schon mal als Klientelpartei ab. Die AfD sei hingegen eine kleine Volkspartei.

Auf die Frage: „Tut Ihnen Lucke leid?“ sagt Petry: „Er tut mir schon leid.“ Aber vor allem täten ihr die Mitglieder leid, die unter ihm gelitten hätten. „Lucke hat die Seele der Partei verletzt.“ Es sieht so aus, als würde die AfD auch ohne ihren alten Vorsitzenden nicht zur Ruhe kommen.