La Paz. Auf 4000 Metern Höhe landet Franziskus in Bolivien. Präsident Morales will sich in dessen Glanz sonnen

Sichtlich wacklig verlässt Papst Franziskus den Flieger, kein Winken zu den Zigtausenden Menschen am Flughafen von El Alto. Hier auf 4000 Meter Höhe ist die Luft dünn und der Sauerstoff knapp, da ist schon mancher umgekippt. Zudem fehlt dem Argentinier ein Teil des rechten Lungenflügels. Als zweiter Papst nach Johannes Paul II. (1988) betritt er bolivianischen Boden.

Unten an der Treppe umarmt ihn sofort Präsident Evo Morales. Und der frühere Kokabauer hängt ihm einen Beutel mit Kokablättern um, die sollen gegen Erschöpfung und Höhenkrankheit helfen – seit der Inka-Zeit wird das „heilige Blatt“ angebaut und gekaut. Dann geht es runter in das auf 3600 Meter gelegene La Paz. Für Morales ist die Visite besonders wichtig. Der seit 2006 amtierende erste indigene Präsident hat dank der Verstaatlichung etwa des Erdgassektors die Infrastruktur ausgebaut. In La Paz gibt es das größte innerstädtische Seilbahnnetz, mit dem die Menschen aus der Satellitenstadt El Alto entspannt runter nach La Paz fahren können, statt stundenlang in Bussen zu sitzen. Er umschmeichelt Franziskus als „Hermano“ (Bruder), als „Papst der Armen“ – kappte der Kirche aber Privilegien, Religionsunterricht in staatlichen Schulen wurde gestrichen. Das Verhältnis zu den Bischöfen ist konfliktreich, zumal er die Kirche 2009 verschwinden sehen wollte und wiederholt als Relikt des spanischen Kolonialismus geißelte.

Viele Geistliche wittert Morales in Opposition zu sich. „Die bolivianische Regierung versucht einen Keil zwischen die Bischofskonferenz und den Papst zu treiben“, meint Markus Zander, Bolivien-Länderreferent beim Hilfswerk Misereor. Schon bei der Organisation des Besuchs preschte die Regierung vor, im Papamobil durfte Morales aber nicht mitfahren. Viele Bolivianer vermuten bald einen Anlauf von Morales für eine Verfassungsänderung, um über das bis 2020 laufende Mandat hinaus im Amt zu bleiben.

Da kann die Nähe zu dem überaus beliebten Papst nicht schaden. Einig sind sich beide, dass die Industriestaaten mehr tun müssen im Kampf gegen die gerade die Ärmsten treffende Erderwärmung. Die bolivianische Bischofskonferenz war an der jüngsten, als Alarmruf zu verstehenden Umwelt-Enzyklika des Papstes beteiligt.