Straßburg . Nach Streit auf dem Parteitag. Sein Mandat im Europa-Parlament behält er vermutlich

Bernd Lucke, Mitbegründer der Partei Alternative für Deutschland (AfD), hat angekündigt, an diesem Freitag aus der Partei austreten zu wollen. Sein Mandat im Europa-Parlament will er aber offensichtlich behalten, dann vermutlich als parteiloser Abgeordneter. Seinen Rücktritt habe er gestern Abend in einer persönlichen Erklärung angekündigt, berichteten mehrere Medien. Nach Angaben der „Bild“-Zeitung schreibt Lucke, das Ringen um die Zukunft der AfD sei aussichtslos geworden, da die Partei „unwiederbringlich in die falschen Hände geraten“ sei, eine Breitseite gegen seine Herausforderin Frauke Petry, die bei der Vorstandswahl am Sonnabend klar mit 60 Prozent gegen Lucke (38 Prozent) gewonnen hatte.

Lucke bekennt sich in seiner Erklärung dazu, zu spät erkannt zu haben, dass zu viele „Protest- und Wutbürger“ in die AfD eingesickert seien. Und: Lucke klagt Petry an, den Mob in der Gruga-Halle in Essen, dem Veranstaltungsort des Parteitages, nicht gebremst, sondern „sogar noch aufgeputscht zu haben“.

Seit dem turbulenten Parteitag treten immer mehr Mitglieder aus der AfD aus. Die neue Bundesvorsitzende Frauke Petry stemmt sich gegen die Austrittswelle. In einer E-Mail bat sie die Mitglieder, „keine übereilten Entscheidungen zu treffen“. Petry dementierte zudem Berichte über einen „Rechtsruck“ der AfD und versprach: „Wir werden uns weiterhin von radikalen und extremistischen Positionen abgrenzen.“ Bei „Zeit Online“ wehrte sie sich gegen Vergleiche ihrer Partei mit der rechtsextremen FrontNational in Frankreich: „Mit dieser Partei hat die AfD nichts gemeinsam.“

Hamburgs AfD-Vorsitzender und Fraktionschef Prof. Jörn Kruse hat währenddessen den Parteiaustritt von Bernd Lucke als erwartet bezeichnet. „Herr Lucke hat eigentlich jetzt nur konsequenterweise den Schritt vollzogen, den wir alle schon erwartet haben“, sagte Kruse am Mittwoch in Hamburg am Rande einer Bürgerschaftssitzung. Durch Luckes Abwahl und den Rechtsruck sei die Partei eine völlig andere geworden, sagte der erklärte Lucke-Anhänger Kruse. Die AfD Hamburg hatte bei der Bürgerschaftswahl im Februar unter Kruses Führung erstmals den Sprung in ein westdeutsches Landesparlament geschafft und dabei acht Mandate erzielt.

Für ihn selbst habe der Austritt zunächst keine Konsequenzen, sagte Kruse. Auf Bundesebene sei er bereits aus allen Gremien zurückgetreten. Und auf Landesebene müsse sich erst zeigen, was dort sein wird. „Wir sind in Gesprächen.“ Besonders am Herzen liege ihm jedoch die Fraktion. Dazu zähle auch, in der AfD zu bleiben.