Rottach-Egern. Der frühere Staatssekretär Alexander Schalck-Golodkowski ist im Alter von 82 Jahren gestorben

Es war schon lange ruhig um den einst mächtigen Milliardenbeschaffer für das DDR-Regime. „Alexander Schalck-Golodkowski gibt keine Interviews mehr, er beteiligt sich nicht am politischen Diskurs“, sagte ein enger Vertrauter zum 80. Geburtstag. Nun ist der frühere Staatssekretär im DDR-Ministerium für Außenhandel am Sonntagabend nach langer Krankheit mit 82 Jahren gestorben. Die letzten Jahre hat er zurückgezogen mit seiner zweiten Ehefrau Sigrid im idyllischen Rottach-Egern am Tegernsee gelebt.

Zu DDR-Zeiten war Schalck-Golodkowski Chef der „Kommerziellen Koordinierung“ (KoKo). Den „dicken Alex“ nannten ihn seine Mitarbeiter respektvoll. Der gelernte Feinmechaniker und Ökonom beschaffte für das Regime von Staatschef Erich Honecker mehr als 20 Jahre lang Milliardensummen an West-Devisen – und versorgte SED-Bonzen auch schon mal mit Softpornos aus dem kapitalistischen Westen. Sein größter Coup: 1983 handelte er mit dem damaligen CSU-Chef Franz Josef Strauß einen Milliardenkredit für das kommunistische Land aus – wohlweislich in D-Mark. Das Geschäft bewahrte die DDR womöglich vor dem Staatsbankrott.

In der Nacht zum 3. Dezember 1989 suchte er in West-Berlin Schutz vor dem zerfallenden Unrechtssystem der DDR. Es hatte zuvor Berichte über angeblich kriminelle Machenschaften bei der von ihm geführten KoKo gegeben. Schalck-Golodkowski befürchtete Mobbing durch seine früheren Parteifreunde und sah gar sein Leben in Gefahr. Tatsächlich fahndeten die DDR-Behörden nach ihm.

Er stellte sich der bundesdeutschen Justiz und kam für einige Wochen in Untersuchungshaft. Dem Bundesnachrichtendienst – dort hatte er den Decknamen „Schneewittchen“ – gab Schalck-Golodkowski sein umfangreiches Wissen über das Geschäftsgebaren der KoKo preis. Mitte der 1990er-Jahre wurde er wegen illegaler Waffengeschäfte und Embargovergehen zu Bewährungsstrafen verurteilt.

Beim Urlaub in der Schweiz erlitt Schalck-Golodkowski 2003 einen Herzstillstand. Er lag im künstlichen Koma und musste einen Luftröhrenschnitt über sich ergehen lassen. Seine letzte öffentlichen Äußerungen liegen 15 Jahre zurück. In einer ARD-Talkshow sagte er 2000 – damals wurden seine Memoiren veröffentlicht – im Berliner Dialekt zu seinen Geschäften: „Ick hab' nich beschafft, ick hab' erarbeitet“. Und über seinen Arbeitgeber meinte der zweimal an Prostatakrebs operierte Hüne resigniert: „Ick hab' für die DDR gekämpft – und wir haben am Ende verloren.“