Belgrad .

Die EU startet eine neue Offensive, um den jahrzehntelangen Kosovokonflikt zu lösen. Serbien und seine frühere Albanerprovinz Kosovo sollen endlich eine gute Nachbarschaft aufbauen. Darum ringen am Dienstag in Brüssel der serbische Regierungschef Aleksandar Vucic und sein Kosovo-Amtskollege Isa Mustafa. Kernpunkt ist die Integration der auf 50.000 Menschen geschätzten serbischen Minderheit mit ihrem Wohngebiet im Norden in das fast nur noch von Albanern bewohnte Kosovo. Das ist seit sieben Jahren unabhängig.

Sollte es einen Durchbruch geben, winkt die EU mit einem großen Schritt beider Staaten in Richtung EU. Im Juli will Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Belgrad reisen. Die serbischen Medien erwarten, dass sie grünes Licht für die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen geben wird, sollten zuvor in Brüssel Fortschritte erzielt worden sein. Bisher hatte Berlin mit Blick auf die offenen Kosovofragen gebremst. Ende Juni kommt der Kosovo-Regierungschef Mustafa nach Berlin. Er wünscht sich ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit der EU.

In Brüssel sind mehrere Probleme zu lösen. Das größte ist, einen Verband der serbischen Gemeinden zu bilden. Hier sollen vor allem die vier Kommunen mit serbischer Mehrheit im Nordkosovo teilnehmen. Strittig ist: Soll dieser Verbund exekutive Rechte bekommen als eine Art Staat im Staate, wie es die Serben wollen? Oder wird der Verbund eine Art Nichtregierungsorganisation mit nur beratender Funktion sein, was die Albaner anstreben?

Ein weiterer Streitpunkt: Das Kosovo verlangt eine eigene Telefon-Landesvorwahl. Serbien will erreichen, dass seine Landsleute in Nordkosovo im serbischen Telefonnetz bleiben. Zur Diskussion steht zudem, ob die von Serben blockierte Brücke über den Ibar-Fluss in der zwischen Serben und Albanern geteilten Stadt Mitrovica geöffnet werden wird.