Brüssel/Athen. Ministerpräsident Tsipras will aber über Sparvorhaben reden. Treffen mit Merkel in Brüssel

Neuer Anlauf zur Entschärfung der dramatischen griechischen Schuldenkrise: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) traf sich am Mittwochabend in Brüssel mit Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras und mit dem französischen Präsidenten François Holland zu einem Mini-Gipfel. Offiziell sollte das Treffen Merkels mit Tsipras und Hollande ein „Meinungsaustausch“ über den Stand der Gespräche mit der griechischen Regierung sein. Nach wie vor verhandeln EU-Kommission, Europäische Zentralbank (EZB) und Internationaler Währungsfonds (IWF) mit Athen. Ende Juni droht Griechenland die Staatspleite, wenn keine Übereinkunft über die Auszahlung von Hilfsgeldern in Höhe von 7,2 Milliarden Euro erzielt wird. Die Geldgeber verlangen von Griechenland im Gegenzug ein Reformprogramm.

Auch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker traf am Mittwoch in Brüssel erneut mit Tsipras zusammen. Dabei habe es sich um eine Art „Versöhnungstreffen“ gehandelt, nachdem die beiden in den letzten Tagen heftig aneinandergeraten waren, berichteten Diplomaten. Möglicherweise sei Athen nun bereit zu akzeptieren, dass der Primärüberschuss im Haushalt (ohne Zins- und Tilgungszahlungen) doch mindestens ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen soll, wie von den Geldgebern gefordert.

Die griechische Regierung erklärte sich am Mittwoch bereit, doch wieder über die Sparvorgaben zu verhandeln. Gleichzeitig erwägt sie einen Antrag auf Verlängerung ihres Hilfsprogramms. „Wir diskutieren eine Verlängerung des Programms um neun Monate bis zum März 2016“, sagte ein Regierungsvertreter in Brüssel. Ziel müsse es sein, Griechenland eine Finanzierung zu sichern, „die es erlaubt, die griechische Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen und nicht nur Rückzahlungen zu decken“.

Merkel machte klar: „Wir wollen Griechenland im Euroraum halten.“ Sie gehe mit der Einstellung an die Dinge heran: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ Die EU-Kommission hatte kritisiert, dass die griechischen Reformvorschläge hinter den Vereinbarungen zurückgeblieben seien, die Juncker und Tsipras zuvor getroffen hätten.