Washington. Der mögliche republikanische Präsidentschafts-Kandidat muss Aussagen zurücknehmen

Jeb Bush, Sohn des 41. Präsidenten, Bruder des 43. Präsidenten und bald offiziell Kandidat für das Amt des 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten, hat Freund und Feind mit einem Zickzack-Lauf auf vermintem Terrain überrascht. Dabei ging es um den Irak-Krieg, den sein Bruder George W. mit der Begründung vom Zaun gebrochen hatte, Saddam Hussein sei im Besitz von Massenvernichtungswaffen. Wie man seit Langem weiß, handelte es sich dabei um eine Lüge.

Weil der Irak-Krieg in der amerikanischen Bevölkerung bis heute in hohem Maße unbeliebt ist (astronomische Kosten, hoher Blutzoll, keine Befriedung), werden Äußerungen dazu genau beäugt. Umso fassungsloser waren viele, als der frühere Gouverneur von Florida beim konservativen TV-Haussender „Fox News“ auf die Frage, ob er mit dem Wissen von heute ebenfalls die Invasion in den Irak angeordnete hätte, wie aus der Pistole geschossen antwortete: „Das hätte ich getan.“ Kommentatoren großer Zeitungen zogen den Verstand Bushs in Zweifel. Der Kandidat in spe versuchte die Wogen zu glätten. Was ziemlich misslang.

Lachende Dritte ist die demokratische Kandidatin Hillary Clinton

In einer Radio-Sendung sagte Bush, er habe die Frage „wohl falsch interpretiert“. Sicher müsse man aus heutiger Sicht feststellen, dass es vor dem Irak-Feldzug „Fehler“ und „fehlerhafte geheimdienstliche Erkenntnisse“ gab. Aber für ihn gelte: „Ich weiß nicht, was ich entschieden hätte. Das ist ein hypothetische Frage.“ Wieder erntete Bush Kopfschütteln. Wieder justierten seine Kommunikationsberater nach.

Dann erklärte Bush, die Beantwortung von hypothetischen Fragen wie der besagten würde den im Irak gefallenen amerikanischen Soldaten einen „Bärendienst“ erweisen. Reaktion wie gehabt: Kopfschütteln. Konkurrenten um das Kandidaten-Ticket für das Weiße Haus in den eigenen Reihen – Rand Paul, Ted Cruz, Chris Christie, Marco Rubio – gingen auf Konfrontationskurs. Tenor ihrer Aussagen: Irak war ein Fehler – ich hätte niemals den Befehl zum Krieg im gegeben, wenn ich gewusst hätte, was ich heute weiß. Jeb Bush drehte abermals bei. Bei einer Wahlveranstaltung in Arizona sagte er kleinlaut: „Ich wäre nicht in den Irak gegangen, ich hätte nicht angegriffen.“

In konservativen Kreisen ist die Bestürzung über den „Flip-Flopper“ (Wendehals) Bush beachtlich. Lachende Dritte ist die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. Sie hält sich bedeckt. Obwohl sie 2002 als Senatorin für den Irak-Krieg gestimmt hat. Aber danach fragt im Moment niemand.