Warschau. Polens ehemaliger Außenminister stirbt im Alter von 93 Jahren

Polen trauert um seinen früheren Außenminister Wladyslaw Bartoszewski. Staatsoberhaupt Bronislaw Komorowski ließ die Fahne am Warschauer Präsidentenpalast auf Halbmast setzen. Auch in Deutschland würdigten Vertreter von Staat und Kirche Bartoszewski als Wegbereiter der deutsch-polnischen Versöhnung. Er war am Wochenende im Alter von 93 Jahren in Warschau gestorben.

Komorowski nannte den Tod Bar­toszewskis einen „großen Verlust“. Dieser sei ein vorbildlicher Mensch gewesen, „der sein ganzes Leben in den Dienst für das Vaterland gestellt“ und eine „große Rolle bei der polnisch-deutschen Versöhnung“ gespielt habe.

Bundespräsident Joachim Gauck erklärte, Bartoszewskis „Mut, seine moralische Unbestechlichkeit und politische Unabhängigkeit werden uns auch in Zukunft Inspiration und Vorbild sein“. Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte Bartoszewski einen „Mann der Weitsicht und des Muts“ und einen „unbeugsamen Streiter für Freiheit und für Versöhnung“.

Bartoszewski hatte noch kurz vor seinem Tod am Manuskript seiner Ansprache bei den deutsch-polnischen Regierungskonsultationen am heutigen Montag gearbeitet. „Bei unserem letzten Gespräch am Mittwoch hat er nur davon gesprochen“, sagte die polnische Regierungschefin Ewa Kopacz. „Er scherzte sogar: Geben Sie mir ein Zeichen, wenn ich zu lange spreche.“ Nun werde sie Auszüge des Textes bei dem Treffen mit Merkel vorlesen.

Bartoszewski war als 18-jähriger Häftling im Konzentrationslager Auschwitz gewesen und hatte später im kommunistischen Polen jahrelang im Gefängnis gesessen. Er hatte sich für die unabhängige Gewerkschaft Solidarnosc und später die Vereinigung Europas eingesetzt. Weit über seine Heimat hinaus galt er als moralische Instanz.

Bartoszewski zählte in der Zeit der kommunistischen Diktatur zu den führenden Vertretern der „katholischen Intelligenz“ und des demokratischen Widerstands in Polen. 1995 und nochmals von 2000 bis 2001 war er Außenminister. Sein Engagement wurde durch zahlreiche internationale Auszeichnungen gewürdigt, etwa von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. 2001 erhielt er das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.