Washington. 300 amerikanische Militärausbilder trainieren die ukrainische Nationalgarde

In der Ukraine sollen 300 amerikanische Militärausbilder die Angehörigen der Nationalgarde des Landes trainieren. Sie besteht vor allem aus Freiwilligen und war vor einem Jahr als Reaktion auf die russische Aggression gegründet worden. Die US-Ausbilder waren in einem Konvoi durch halb Europa aus dem italienischen Vicenza gekommen, wo die Mitglieder der 173. Airborne Brigade normalerweise stationiert sind, und am Freitag in der Ukraine angekommen. „Die Ausrüstung des Konvois besteht vor allem aus Logistikfahrzeugen, die die Ausbildungsmission in der Ukraine unterstützen und ermöglichen sollen“, sagte Hauptmann P. J. Hartman, Transportlogistiker der Brigade.

In einer ersten Reaktion hat Russland eine scharfe Warnung ausgesprochen. „Die Teilnahme von Ausbildern und Spezialisten von Drittstaaten auf ukrainischem Territorium, wo der interne ukrainische Konflikt ungelöst bleibt, könnte die Situation destabilisieren“, sagte Dmitri Peskow, Sprecher von Präsident Wladimir Putin. Tatsächlich ist es Russland, das die Lage in der Ukraine derzeit weiter zu destabilisieren scheint. „Russland hat schwere Waffen an die Frontlinien in der Ostukraine gebracht und bricht damit die Minsker Abkommen“, sagte Marie Harf, Sprecherin des US-Außenministeriums. „Wir wissen, dass die russischen Militäreinheiten weiterhin in der Ostukraine operieren.“

Ohnehin ist die Entsendung von Militärberatern so etwas wie das Trostpflaster der amerikanischen Sicherheitspolitik. Sie werden immer dann geschickt, wenn Washington sich nicht zu mehr Engagement entschließen kann, sich aber andererseits auch nicht vorwerfen lassen will, gar nichts zu tun. Das Weiße Haus hat in der Vergangenheit die Bitte der ukrainischen Führung abgeschlagen, das Land aufzurüsten, um die militärische Überlegenheit russischer Waffen und der in der Ostukraine operierenden russischen Einheiten auszugleichen. Obwohl sich inzwischen die Stimmen im US-Kongress mehren, die die Aufrüstung Kiews verlangen und auch mehrere Sicherheitsberater von Barack Obama einen Kurswechsel empfehlen, scheint der Präsident an seiner Weigerung festhalten zu wollen. Aber die russische Propaganda lässt sich dennoch die Gelegenheit nicht entgehen, die amerikanischen Militärausbilder als Provokation darzustellen.

Es handelt sich auch nicht um die ersten amerikanischen Militärausbilder, die Kiew seit Ausbruch der Krise unterstützen. In der „Operation Atlantic Resolve“ wurden mehrfach Berater zu ukrainischen Ausbildungsstätten im Westen des Landes geschickt. Die letzte Mission hätte im März ihre Arbeit aufnehmen sollen, was damals aber von der US-Regierung gestoppt worden war, um das neue Waffenstillstandsabkommen nicht zu gefährden. Da Moskau sich offensichtlich nicht an seinen Teil der Abmachung hält, hat nun auch Washington seine Zurückhaltung hinsichtlich der Entsendung von Militärtrainern aufgegeben.

Am vergangenen Mittwoch hatte auch die kanadische Regierung verkündet, 200 Berater in die Ukraine schicken zu wollen, ebenfalls zur Ausbildung der Nationalgarde, die an Kämpfen in der Ostukraine teilnimmt. Polen will sich ebenfalls an den Ausbildungsbemühungen beteiligen, und Großbritannien hat im vergangenen Monat schon mehrere Dutzend Offiziere in die Ukraine geschickt. Die Nationalgarde war allerdings auch in die Kritik geraten, weil sie zum Teil offen rechtsradikale Ukrainer anzieht.