Ämari/oslo.

Russland ist nicht weit weg, wenn die F16-Kampfjets über den Stützpunkt in Estland hinwegdonnern. Der Rauch simulierter Bombenangriffe steigt auf, aus M-61-Kanonen wird scharfe Munition abgefeuert. Die vierwöchige Militärübung gehört zu einer Reihe von Manövern der US-Armee, die sich von Estland im Nordbaltikum bis nach Bulgarien im Süden erstrecken. Es gilt, das Nervenkostüm der Nato-Verbündeten zu beruhigen, die Russlands Intervention in der Ukraine aufgeschreckt hat.

Die Sorgen kommen nicht von ungefähr: Im Laufe des vergangenen Jahres hat Moskau seine Militäraktivitäten in der Ostseeregion massiv verstärkt und groß angelegte Manöver an den Grenzen zu Estland und Lettland veranstaltet. Prompt hagelte es aus diesen Ländern, aber auch aus Schweden und Finnland Beschwerden über Luftraumverletzungen. Die fünf skandinavischen Länder verstärken nun ihre militärische Zusammenarbeit, weil sie sich von der russischen Außenpolitik bedroht fühlen. Das kündigten die Außen- oder Verteidigungsminister von Norwegen, Schweden, Dänemark, Finnland und Island am Freitag in einem gemeinsamen Beitrag in der norwegischen Tageszeitung „Aftenposten“ an. Russlands Verhalten stelle die „größte Herausforderung für die Sicherheit in Europa“ dar, erklären die Minister und verweisen auf die Ukraine-Politik des Kremls und die Annexion der Krim.

Aufgrund dieser Entwicklungen habe sich die Lage in der unmittelbaren Nachbarschaft Skandinaviens im vergangenen Jahr „deutlich verschlechtert“, heißt es in dem Beitrag weiter.

Norwegen, Dänemark und Island sind Nato-Mitglieder – die Militärallianz steht ihren Mitgliedern im Verteidigungsfall zur Seite. Finnland und Schweden gehören der Nato hingegen nicht an, sind aber anders als Norwegen und Island Mitglied der EU.