Warschau. Die Ukraine-Krise hat die Angst vor Russland verstärkt. Freiwillige werden an Waffen trainiert

Unter dem Eindruck des Ukraine-Konflikts und der Spannungen zwischen dem Westen und Russland wächst in Polen und anderen Staaten die Angst vor dem starken Nachbarn und seinem Präsidenten Wladimir Putin. Das führt so weit, dass Zivilpersonen militärisch ausgebildet werden sollen.

Litauen zum Beispiel plant, die Wehrpflicht wieder einzuführen, und instruiert darüber hinaus die Bevölkerung, wie sie sich im Falle eines Krieges zu verhalten hat. Lettland hat angekündigt, Studenten eine militärische Ausbildung zukommen zu lassen. Und in Polen meldeten sich zahlreiche Menschen – Kaufleute, Ärzte, Anwälte – auf Aufrufe der Regierung, sich militärisch schulen zu lassen. Zu frisch sind in den baltischen Staaten noch die Erinnerungen an die Zeit der Besatzung durch die Sowjetunion.

Vor allem aber Polen sieht sich gefährdet. Das Land liegt 17 Autostunden vom Konfliktherd in der Ukraine entfernt. In den vergangenen Monaten hat Polen in die militärische Ausrüstung investiert. Im Gespräch ist zum Beispiel der Kauf von Raketen des Typs Tomahawk. In dem Land finden in diesem Jahr Manöver von 10.000 Nato-Soldaten sowie anderen Truppen statt. Das Land selbst verfügt über eine 100.000 Mann umfassende Streitmacht sowie etwa 20.000 Reservisten. Dazu kommt eine Reihe von Bürgerwehren, die aus Angst vor Russland ihre Aktivitäten verstärkt haben. Die Regierung in Warschau hat zu den etwa 120 paramilitärischen Gruppen inzwischen Kontakt aufgenommen, in den bisherigen Beratungen ging es vor allem darum, wie die Freiwilligenverbände im Ernstfall die Streitkräfte unterstützen können. Parlamentspräsident Radek Sikorski rief alle Abgeordneten auf, im Mai an einer Wehrübung teilzunehmen. Auf einen ähnlichen Appell, den Verteidigungsminister Tomasz Siemoniak an alle Männer und Frauen im Alter zwischen 18 und 50 Jahren richtete, meldeten sich bisher 2000 Menschen.

Polen ist seit dem 18. Jahrhundert mehrfach von Russland eingenommen worden. Auch jetzt scheint Putin gezielt Drohungen gegen das Land zu senden, er erklärte, in Polen würden „ukrainische Nationalisten“ ausgebildet, außerdem würden von dort aus Unruhen angezettelt. Russland kündigte an, im Rahmen eines Manövers in der Exklave Kaliningrad, die an Polen und Litauen grenzt, Kurzstreckenraketen zu stationieren.