Prag. Tschechiens Präsident besucht Siegesparade in Moskau am 9. Mai

Der tschechische Präsident Milos Zeman hat empört auf Kritik an seiner Reise zur Moskauer Siegesfeier am 9. Mai reagiert. Der US-Botschafter in Prag, Andrew Schapiro, hatte die Teilnahme Zemans an der alljährlichen Militärparade auf dem Roten Platz als „ziemlich heikel“ kritisiert. „Ich lasse mir von keinem Botschafter in meine Auslandsreisepläne hineinreden“, sagte Zeman dem Nachrichtenportal Parlamentnilisty. Die meisten europäischen Spitzenpolitiker werden der Parade angesichts des Ukraine-Konflikts fernbleiben.

Die Tore der Prager Burg, des Präsidentensitzes, seien für Schapiro von nun an verschlossen, erklärte der linksgerichtete Zeman. Konkret bedeute dies, dass der US-Botschafter nicht zu Gesprächen empfangen werde, erläuterte ein Präsidentensprecher am Montag im tschechischen Rundfunk.

Schapiro, der das Osterwochenende in den USA verbrachte, zeigte sich überrascht über die Aufregung. „Ich bin froh, mein Handy ausgeschaltet gelassen zu haben“, teilte er auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit. Seine Türen blieben aber für Zeman geöffnet, ließ er mitteilen.

Tschechiens Parlamentspräsident Jan Hamacek nannte die Reaktion des Staatsoberhaupts „unverhältnismäßig“. Auch die konservative Opposition äußerte Kritik: Ein Botschafter müsse seine Meinung sagen dürfen, meinte Ex-Außenminister Karel Schwarzenberg. Der 70-jährige Zeman war vor zwei Jahren als erster tschechischer Präsident direkt vom Volk gewählt worden.

Am 9. Mai wird in Russland der Sieg über das nationalsozialistische Deutschland gefeiert. Zeman hatte seine Teilnahme jüngst erklärt als „Ausdruck der Dankbarkeit dafür, dass wir in diesem Land nicht Deutsch sprechen müssen“. Er wolle der bei der Befreiung der früheren Tschechoslowakei gefallenen Sowjetsoldaten gedenken.

Wegen Russlands Politik im Ukraine-Konflikt hat zuerst US-Präsident Barack Obama abgewinkt. Zur Parade am 9. Mai haben sich bisher aus der EU lediglich drei Staats- und Regierungschefs angekündigt: neben Zeman die Griechenlands und Zyperns. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird erst einen Tag später, am 10. Mai, einen Kranz am Grabmal des unbekannten Soldaten in Moskau ablegen.

Auf die insgesamt 68 versendeten Einladungen zum 9. Mai gibt es bisher 26 Zusagen, wie das Außenministerium in Moskau mitteilte. Ihr Kommen bestätigt hätten unter anderem die Staatenführer aus China, Indien, Südafrika, aus Kuba und Vietnam. Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un nutzt die Gelegenheit für seine erste Auslandsreise im Amt.