Berlin/Athen. Griechenlands Ministerpräsident Tsipras sucht unterdessen auch eine engere Zusammenarbeit mit Russland

Deutschland und Frankreich drängen die griechische Regierung gemeinsam zur Vorlage von Reformvorschlägen. „Die Zeit drängt, es gibt keine Zeit zu verlieren“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstag nach einem Treffen mit Staatspräsident François Hollande in Berlin.

Die Gespräche zwischen der Regierung in Athen und den Vertretern der Institutionen IWF, EZB und EU-Kommission in den vergangenen Tagen seien ein Anfang gewesen, nun müsse weitergearbeitet werden. Ziel müsse sein, dass Griechenland seine Verpflichtungen „mit Variationen durch die neue Regierung“ erfülle. Hollande sagte: „Wenn Griechenland in der Euro-Zone bleiben will, wird es diesen Prozess weiterverfolgen.“

Trotz der Finanznot Griechenlands kommen die Verhandlungen über weitere Hilfen für das Euro-Land bisher nur schleppend voran. Die Gespräche mit den Vertretern der drei Institutionen gingen vorerst ohne Einigung zu Ende. Mit den Verhandlungen vertraute Personen sprachen aber nicht von einem Scheitern. „Je schneller Griechenland Vorschläge macht, desto schneller kann eine Einigung erzielt werden“, sagte Merkel. Hollande sagte: „Wir haben zu viel Zeit verloren. Wir müssen versuchen, diese Zeit wieder aufzuholen (...) Arbeiten wir einfach.“

EU-Ratspräsident Donald Tusk erwartet in den Verhandlungen um neue Milliardenkredite für das pleitebedrohte Griechenland frühestens in der kommenden Woche eine Einigung.

Gelassen haben sich Merkel und Hollande zum anstehenden Moskaubesuch des griechischen Premiers Alexis Tsipras geäußert. Athen wisse, „dass Europa das Schicksal Griechenlands ist“, sagte Hollande. Vertreter von EU-Ländern könnten nach Russland reisen, ohne dass dies Europa ein Problem bereite. Merkel sagte: „Wir waren ja auch schon in Moskau und sind trotzdem Mitglieder der Europäischen Union.“ Tsipras will eine engere Zusammenarbeit mit Moskau erreichen. Nach einem früher „frostigen Verhältnis“ strebe er in den bilateralen Beziehungen einen „Frühling“ an, sagte Tsipras im in Moskau veröffentlichten Interview der russischen Agentur Tass. Die westlichen Sanktionen gegen Russland wegen des Ukrainekonflikts bezeichnete Tsipras als „Sackgasse“. Die frühere Athener Regierung habe sich zwar den „sinnlosen“ Maßnahmen angeschlossen. Der EU-Spitze habe er aber gesagt, dass Athens Position sich ändern könne. Russen und Griechen seien enge Verbündete. „Unsere Nationen hatten brüderliche Beziehungen geschmiedet, als sie in einem kritischen historischen Augenblick einen gemeinsamen Kampf führten“, sagte der Regierungschef mit Verweis auf den Widerstand gegen Nazi-Deutschland.

Russland hatte der neuen griechischen Regierung Hilfe zugesagt. Sollte Athen um Unterstützung bitten, werde Moskau dies prüfen, hatte Außenminister Sergej Lawrow gesagt. In früheren Berichten hieß es, Athen könnte am 9. April das Geld ausgehen. Einen Tag zuvor ist Tsipras in Moskau.