Abuja. Boko Haram in Nigeria sollenbis zu 500 Frauen und Kinderin die Hände gefallen sein

Die islamische Terrormiliz Boko Haram hat im Nordosten Nigerias offenbar erneut Hunderte Frauen und Kinder entführt. Ein Beamter im Bundesstaat Borno sprach von bis zu 350 Geiseln, in Medienberichten war sogar von bis zu 500 Verschleppten die Rede. Die nigerianische Regierung hat diese Berichte zurückgewiesen. „Es gibt keine neue Entführung in Damasak“, sagte ein Sprecher. Präsident Goodluck Jonathan erklärte den Kampf gegen Boko Haram vor der Wahl am Sonnabend zum vorrangigen Ziel seiner Regierung.

Boko Haram zwingt nicht-muslimische Geiseln für gewöhnlich, zum Islam zu konvertieren. Frauen und Mädchen werden als Sklaven gehalten oder zwangsweise mit Kämpfern der sunnitischen Fundamentalisten verheiratet. Damit brüstete sich Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau 2014. Entführte Jungen werden Experten zufolge gezwungen, für die Gruppe zu kämpfen.

Von den im vergangenen Jahr entführten mehr als 200 christlichen Schülerinnen fehlt weiter jede Spur. Nigerianische Behörden haben zwischenzeitlich zwar verlauten lassen, der Aufenthaltsort der Entführten sei bekannt. Bislang wurde jedoch offenbar keines der Mädchen befreit.

Die Terrormiliz kontrolliert Teile des Nordostens des Landes. Das Militär hat Boko Haram zuletzt dank der Hilfe von Soldaten aus den Nachbarländern Tschad und Niger zwar etwas zurückgedrängt, aber es gibt immer noch Gebiete, in denen Polizei und Regierungstruppen keinen Einfluss haben.

In den drei umkämpften Bundesstaaten gilt das Kriegsrecht. Telefonverbindungen sind zumeist gekappt, sodass Informationen nur schleppend nach außen dringen. Nur wenige unabhängige Journalisten kommen in die umkämpften Gebiete, teils wegen des Sicherheitsrisikos, aber auch weil das Militär den Zugang strikt kontrolliert. Die nigerianische Regierung hat sich bislang eher bemüht, für sie negative Informationen über den Vormarsch Boko Harams zu vertuschen.

Die radikalen Islamisten wollen im Nordosten Nigerias und den angrenzenden Gebieten einen sogenannten islamischen Gottesstaat mit strengster Auslegung des islamischen Rechts gründen. Bei Angriffen und Anschlägen der selbst ernannten Gotteskrieger sind seit 2009 mehr als 13.000 Menschen getötet worden. Mehr als 1,5 Millionen Menschen sind vor der Gewalt geflohen. Jüngst leistete Boko Haram der im Irak und Syrien aktiven Terrormiliz IS einen Treueschwur.