Schwere Mängel und Pannen bei Panzerfahrzeugen, Gewehren und Nachtsichtgeräten. „Wir sind einsatzbereit“, heißt es trotzig bei der Bundeswehr.

Mainz/Hamburg. Die Truppe von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) ist offenbar noch erbärmlicher ausgestattet als gedacht. Gleichzeitig sollen nach einem neuen Bericht Unzulänglichkeiten vertuscht werden. Denn offenbar sollen Bundeswehr-Soldaten wegen fehlender Waffenrohre bei einem Nato-Manöver in Norwegen schwarz angestrichene Besenstiele an ihre gepanzerten Fahrzeuge montiert haben. Dieser peinliche Vorfall sei kein Einzelfall. Der deutsche Truppenteil der Nato Response Force (NRF) sei insgesamt nicht voll einsatzbereit, berichtete das Magazin „Report Mainz“ am Dienstag.

Wie die ARD-Politikmagazine „Kontraste“ und „Report Mainz“ aus einem internen Bericht der Bundeswehr erfuhren, beklagten sich die Soldaten bitter über diese Lücken. Laut Bericht erklärten sie, die Bewaffnung für das gepanzerte Fahrzeug GTK Boxer sei zu „100 Prozent“ nicht vorhanden. Bei den P8-Pistolen fehlten 41 Prozent, beim Maschinengewehr MG3 seien es 31 Prozent. Außerdem seien mehr als drei Viertel der „Lucie“-Nachtsichtgeräte nicht vorhanden oder nicht einsatzbereit.

Der Bericht kommt zu dem Ergebnis, wenn das Material nicht verfügbar sei, könne auch der Auftrag der schnellen Eingreiftruppe der Nato nicht erfüllt werden. Konkrete Fragen der ARD-Magazine zu den Ausstattungsmängeln habe das Ministerium nicht beantworten wollen. Stattdessen sei nur betont worden, der Truppenverband sei zertifiziert und einsatzbereit.

Nach den Berichten sollte ein brisanter Vorfall vor wenigen Monaten bei einer Nato-Übung („Noble Ledger“ in Norwegen) verschwiegen werden. Bis heute gebe es keine Rohre an der Waffenanlage. Nach Informationen von „Kontraste“ und „Report Mainz“ erfolgte die Order, dass der Bericht nicht an die Presse gelangen dürfe, vor allem nicht der Besenstieleinsatz.

Derweil wurde bekannt, dass Verteidigungsministerin von der Leyens erster großer Rüstungsdeal teurer wird als erwartet. Für die Anschaffung von 168 Kampf- und Transporthubschraubern veranschlagt das Verteidigungsministerium mit 8,7 Milliarden Euro nun rund 430 Millionen Euro mehr als noch 2013 unter von der Leyens Vorgänger Thomas de Maizière (CDU) geplant. Grund sind Kosten für Ersatzteile und Servicegeräte für den Marinehubschrauber „Sea Lion“, die vor zwei Jahren noch nicht ausgewiesen wurden. Das geht aus einer als vertraulich eingestuften Vorlage der Ministerien für Finanzen und Verteidigung für den Haushaltsausschuss des Bundestags hervor.