Es soll sich um den Amerikaner Peter Kassig handeln. Das Enthauptungs-Video wurde online gestellt, kurz nachdem Präsident Barack Obama vom G20-Gipfel abhob.

Beirut/London. Das barbarische Morden geht weiter: Die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat hat offenbar eine weitere westliche Geisel enthauptet. In einem neuen Video, das am Sonntag im Internet veröffentlicht wurde, war ein in schwarz gekleideter Kämpfer zu sehen, der erklärt, er habe den Amerikaner Peter Kassig enthauptet. Ob es sich bei dem gezeigten abgetrennten Kopf tatsächlich um den des entführten Entwicklungshelfers handelte, war zunächst unklar. Die US-Regierung teilte mit, die Echtheit der Aufnahmen zu überprüfen. Kassigs Familie erklärte, sie warte das Ergebnis der Untersuchung ab.

Das Video wurde auf Webseiten verbreitet, die von der Terrorgruppe IS in der Vergangenheit benutzt wurden. Es handelte sich dabei offenbar um eine erneute Botschaft der Extremisten an die USA, in der sie mit weiterer Brutalität drohen, sollte das Land seine Luftangriffe gegen den IS im Irak und in Syrien nicht einstellen.

„Das ist Peter Edward Kassig, ein US-Bürger eures Landes“, erklärt der in dem Video gezeigte Kämpfer, der vor einem abgetrennten Kopf steht. „Peter, der im Irak gegen die Muslime kämpfte, während er als Soldat diente“, heißt es weiter. Der Mann spricht in dem knapp 16 Minuten langen Video mit deutlichem britischen Akzent. Sein Aufenthaltsort wird mit Dabik, einer Kleinstadt in der nordsyrischen Provinz Aleppo nahe der Grenze zur Türkei angegeben.

Der aus dem US-Staat Indiana stammende Kassig wurde im Oktober 2013 in Syrien verschleppt, als er vor dem Bürgerkrieg flüchtende Syrer mit medizinischer Hilfe versorgte. Der Islamische Staat hat weite Teile in Syrien und im Irak unter seine Kontrolle gebracht. Kassig hatte laut seinen Eltern im Irak-Krieg gedient und ist aus gesundheitlichen Gründen aus dem Militär ausgeschieden. In einem Video vom 3. Oktober hatten IS-Kämpfer damit gedroht, den 26-Jährigen zu enthaupten. In der Gefangenschaft soll Kassig nach Angaben von Freunden zum Islam konvertiert sein und den Namen Abdul-Rahman angenommen haben.

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Er wäre bereits der fünfte bekannte westliche Bürger, den der Islamische Staat enthauptet hat. Vorherige Videos des IS haben die Enthauptung der beiden US-Journalisten James Foley und Steven Sotloff, sowie der britischen Entwicklungshelfer David Haines und Alan Henning gezeigt. Die Extremisten haben auch den britischen Fotojournalisten John Cantlie in ihrer Gewalt.

Im Gegensatz zu vorherigen Videos wurde im jüngsten die Enthauptung an sich nicht gezeigt. Zudem wurden auch nicht wie früher andere westliche Geiseln der Terrormiliz präsentiert. Zudem wurde auch nicht direkt mit der Enthauptung einer weiteren Person gedroht. In einer Erklärung appellierte Kassigs Familie an Medien, keine Fotos oder Videoaufnahmen zu veröffentlichen, die von den Entführern verbreitet würden.

Die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der US-Regierung, Bernadette Meehan, sagte am Sonntag, sollte das Video echt sein, wäre die Regierung „bestürzt über den brutalen Mord an einem unschuldigen Amerikaner“. Das Weiße Haus sprach für diesen Fall der Familie und den Freunden Kassigs sein tiefstes Beileid aus.

Das Video tauchte wenige Minuten nach dem Abflug von US-Präsident Barack Obama aus Australien auf, wo er am G20-Gipfel teilgenommen hatte. In dem Video ist offenbar auch die Massenenthauptung mehrerer syrischer Soldaten zu sehen. Die IS-Extremisten warnen darin, dass US-Soldaten ein ähnliches Schicksal widerfahren könnte.