Die Abstimmung ist aber nicht vielmehr als ein symbolischer Akt. Das spanische Verfassungsgericht hatte das Referendum im Vorfeld untersagt und auch Madrid wird das Ergebnis nicht anerkennen.

Barcelona. Am Sonntag haben Millionen Katalanen über die Unabhängigkeit von Spanien abgestimmt. Schon bis zum frühen Nachmittag beteiligten sich nach Angaben der Regionalbehörden mehr als eine Million der 5,4 Millionen Wahlberechtigten. Ergebnisse werden für Montag erwartet. Die spanische Regierung erklärte allerdings schon vorab, der Ausgang habe keinerlei Bedeutung.

Die katalanische Regierung um Regionalpräsident Artur Mas hatte ursprünglich ein reguläres Referendum abhalten wollen, was das Spanische Verfassungsgericht aber kippte. Ersatzweise plante Mas die informelle Befragung an. Obwohl auch sie von den Richtern ausgesetzt wurde, strömten die Katalanen zu den Urnen, an denen rund 40 000 Freiwillige Dienst taten.

Mas sagte bei seiner Stimmabgabe in Barcelona: „Trotz der enormen Hindernisse haben wir es geschafft, die Urnen herauszuholen und abzustimmen.“ Nach Mas' Lesart hat das Votum symbolische Bedeutung und wird wahrscheinlich zu Regionalwahlen führen, die dann als eigentliches Referendum dienen. Auf dem Stimmzettel standen zwei Fragen: Sollte Katalonien ein Staat sein? Und wenn ja, sollte er unabhängig sein?

Umfragen zufolge will eine Mehrheit der rund 7,5 Millionen Katalanen eine offizielle Abstimmung über die Unabhängigkeit. Rund die Hälfte ist zudem dafür, sich von Spanien abzuspalten. Die Region zählt zu Spaniens wohlhabendsten. Die Unabhängigkeitsbestrebungen hatten durch eine ähnliche Initiative der Schotten Auftrieb erfahren. Dort stimmte eine Mehrheit Mitte September aber letztlich gegen eine Abspaltung von Großbritannien.

Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy hatte die Katalanen am Samstag zum Dialog aufgefordert. Dieser solle im Rahmen der Verfassung stattfinden, sagte Rajoy. Die Abstimmung bezeichnete er als illegal. Sie werde keinerlei Bedeutung haben. Die spanische Zentralregierung lehnt ein Referendum mit der Begründung ab, die Einheit des Landes sei in der Verfassung festgeschrieben. Über eine Änderung könne nur das gesamte spanische Volk entscheiden.

Gegner der Unabhängigkeitsbewegung gingen am Samstag in 52 Städten Spaniens auf die Straße. Aus Barcelona wurden Handgemenge zwischen Befürwortern und Gegnern der Volksbefragung gemeldet. Die Polizei trieb die Menge auseinander, nahm aber niemanden fest.

Am Sonntag herrschte festliche Stimmung in Barcelona. „Ich habe für die Unabhängigkeit gestimmt, weil ich mich immer schon sehr katalanisch gefühlt habe“, sagte die 44-jährige Lehrerin Nuria Silvestre. Seit dem Verbot der Abstimmung durch Madrid fühle sie sich radikaler als früher.