Steckt die Furcht vor dem Ende der Unterstützung durch China dahinter? Diktator Kim schlägt leise Töne an, lässt zwei US-Bürger aber anklagen.

Seoul. Einen Tag nach dem jüngsten provokativen Abschuss zweier Raketen ins Meer hat die nordkoreanische Führung Südkorea am Montag überraschend ein Ende der militärischen und verbalen Feinseligkeiten vorgeschlagen. Dies berichtete die amtliche Nachrichtenagentur KCNA unter Berufung auf die Nationale Verteidigungskommission, die höchste militärische Instanz in Nordkorea. Demnach soll es vor allem um ein Ende der Provokationen an den Seegrenzen gehen.

Nord- und Südkorea befinden sich formal im Kriegszustand, weil nach dem Koreakrieg der Jahre 1950 bis 1953 kein Friedensvertrag geschlossen wurde. Am Sonntag feuerte Nordkorea zwei Scud-Raketen mit einer Reichweite bis zu 500 Kilometern ab, die vor der Küste im Meer landeten. Am Donnerstag hatte Nordkorea nach eigenen Angaben erfolgreich eine neue ferngelenkte Rakete getestet.

Am Donnerstag und Freitag wird Chinas Staatschef Xi Jinping zu einem Besuch in Südkorea erwartet. China ist der wichtigste Verbündete des kommunistischen Nordkoreas, doch mehrten sich zuletzt die Anzeichen, dass Peking mit der konfrontativen Politik Pjöngjangs nicht einverstanden ist. Seit seinem Amtsantritt reiste Xi bislang nicht nach Pjöngjang.

Unterdessen bereiten die nordkoreanischen Behörden Anklagen gegen zwei US-Bürger vor. Wie KCNA am Montag berichtete, haben Untersuchungen Beweise dafür erbracht, dass die beiden amerikanischen Touristen Matthew Todd Miller und Jeffrey Edward Fowle feindliche Akte geplant haben. Deswegen liefen die Vorbereitungen, die beiden vor Gericht zu bringen.

Beide Amerikaner seien im April verhaftet worden, nachdem sie als Touristen in das Land eingereist seien. Fowle kam am 29. April an, er wurde nach nordkoreanischer Darstellung verhaftet, weil er Dinge unternommen hat, die nicht mit seinem Touristenvisum übereinstimmten. Diplomatischen Kreisen zufolge soll der 56-Jährige eine Bibel in seinem Hotelzimmer zurückgelassen haben, was als versuchte Missionierung gewertet werden könnte.

Der 24 Jahre alte Miller reiste laut KCNA am 10. April mit einem Touristenvisum ein. Er habe dieses jedoch zerrissen und am Flughafen geschrien, dass er Asyl beantrage.

Bereits im November 2012 hatte Nordkorea den koreanisch-amerikanischen Missionar Kenneth Bae festgenommen. Er wurde später zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt, weil er feindselige Akte gegen den Staat begangen haben soll.