Nach dem Abschuss eines Militärflugzeugs in der Ukraine hat sich die Stimmung weiter verschärft. Der ukrainische Sicherheitsrat denkt über eine mögliche Schließung der Grenze zu Russland nach - und will möglicherweise die diplomatischen Beziehungen abbrechen.

Kiew. Die Ukraine hat im Kampf gegen moskautreue Separatisten einen Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Russland nicht ausgeschlossen. Falls Russland auch weiterhin zur Verschärfung der Lage im Osten der früheren Sowjetrepublik beitrage, müsse die Ukraine zu diesem „äußersten Mittel“ greifen, sagte Außenminister Andrej Deschtschiza am Sonntag in Kiew. Russland verhindere nicht, dass über die gemeinsame Grenze Verstärkung für die Aufständischen gelange. Der Sicherheitsrat in Kiew werde daher an diesem Montag über eine mögliche Schließung der Grenze beraten.

Die russisch-ukrainischen Beziehungen haben sich seit dem Machtwechsel in Kiew im Februar stark verschlechtert und sind seitdem ohnehin reduziert. Moskau hatte wiederholt bestritten, Einfluss auf die Separatisten zu haben.

Demonstranten greifen russische Botschaft an

Die Stimmung in Kiew war am Wochenende hochgekocht, nachdem ein Militärflugzeug in der Ostukraine von prorussischen Separatisten abgeschossen worden war. In der Hauptstadt der Ukraine stürzten Hunderte Demonstranten vor der russischen Botschaft Diplomatenfahrzeuge um, zerstörten mehrere Fensterscheiben mit Steinen und rissen die russische Fahne nieder. Rund ein Dutzend Polizisten beobachteten die Szene, griffen jedoch nicht ein. Am späten Abend wurde aus der Menge ein Brandsatz auf die Botschaft geworfen. Einsatzkräfte brachten das Feuer aber schnell unter Kontrolle.

Russland verurteilte „die provozierenden Aktionen“ und die „Schändung“ der russischen Flagge. Das Außenministerium in Moskau warf den ukrainischen Behörden „Untätigkeit“ vor. Auch die US-Regierung ermahnte die Ukraine, die Sicherheit der diplomatischen Vertretung zu gewährleisten.

Russische Panzer in der Ukraine

Die Nato veröffentlichte unterdessen Fotos mutmaßlicher russischer Panzer im Osten der Ukraine. Nach Angaben aus Kiew seien drei Panzer und mehrere gepanzerte Fahrzeuge auf ukrainisches Staatsgebiet vorgedrungen und in der Region Donezk gesichtet worden, teilte die Militärallianz in Brüssel mit. Nach der ukrainischen Regierung hatte auch die US-Regierung Russland am Freitag vorgeworfen, Panzer in das Nachbarland geschickt zu haben. Moskau beschuldigte seinerseits die Ukraine, mit zwei Panzern die Grenze passiert zu haben.

Die militanten Aufständischen wiesen die Vorwürfe des Westens zurück, dass sie aus Russland drei Panzer erhalten hätten. Seines Wissens seien die Fahrzeuge aus ukrainischen Depots erbeutet worden, sagte Separatistenführer Andrej Purgin. Die russische Armee habe das Kriegsgerät vom Typ T-64 „längst aussortiert“.