Der Mörder der deutschen Fotografin Anja Niedringhaus hat als Motiv für seine Tat Rache für Nato-Luftangriffe auf sein Dorf in Afghanistan angegeben. Eine kanadische Kollegin wurde bei der Attacke schwer verletzt.

Kabul. Das Motiv für den tödlichen Angriff auf die preisgekrönte deutsche Kriegsfotografin Anja Niedringhaus in Afghanistan war offenbar Rache am Westen. Der Polizist, der am Freitag die Schüsse auf Niedringhaus und ihre kanadische Kollegin Kathy Gannon abgegegeben hatte, habe den Tod von Verwandten bei einem Nato-Angriff rächen wollen, sagte der Polizeichef der Provinz Chost, Faisullah Ghyrat. Von anderer Seite wurde das zunächst nicht bestätigt.

Der Angreifer war unmittelbar nachdem er die Schüsse abgegeben hatte, festgenommen worden. Er habe beim Verhör ausgesagt, dass er die Ankunft der beiden westlichen Journalistinnen in dem streng abgeriegelten Gelände außerhalb der Stadt Chost gesehen und spontan entschieden habe zu schießen, sagte Ghyrat. Er habe sich von einem Untergebenen das Sturmgewehr geben lassen und das Feuer eröffnet.

Nach Angaben eines AP-Mitarbeiters vor Ort brüllte der Täter „Allahu Akbar“ („Gott ist groß“), als er schoss. Niedringhaus war auf der stelle tot, Gannon wurde dreimal an Handgelenken und Schulter getroffen und nach einer erfolgreichen Operation nach Kabul ausgeflogen. Sie war in stabilem Zustand.

Die beiden Reporterinnen waren zur Berichterstattung über die afghanische Präsidentenwahl an diesem Samstag nach Chost gereist.

Niedringhaus, die Göttingen studierte und dort früher als Fotografin arbeitete, war seit 2002 bei AP. 2005 gewann sie gemeinsam mit einem Team an AP-Fotografen den Pulitzer-Preis für ihre Berichterstattung im Irak. Im vergangenen Monat war ein schwedischer Reporter in Kabul auf offener Straße erschossen worden. Die Sicherheitslage in Afghanistan vor der Wahl ist extrem angespannt.