Völlig überraschend wird auf die letzte Lieferung des Kampfflugzeugs verzichtet. Airbus ist erstaunt und wird vermutlich eine Entschädigung fordern.

Berlin. Deutschland hat nach Angaben aus Verteidigungskreisen ein milliardenschweres Geschäft mit Airbus zur Lieferung weiterer Eurofighter-Kampfflugzeuge abgesagt. Verteidigungsstaatssekretär Stephane Beemelmans habe dem Wehrausschuss mitgeteilt, dass die Bundeswehr die letzte Teillieferung von 37 Flugzeugen nicht abnehmen werde, sagte ein Mitglied des Gremiums der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch in Berlin. Ursprünglich sollte die Bundeswehr 180 Eurofighter erhalten, 143 davon sind auch bereits bestellt.

Über den Kauf der letzten Tranche gab es bisher weder eine Entscheidung noch einen Vertrag. 2011 wurden die Kosten für einen Eurofighter der ersten Teillieferung auf 57 Millionen Euro beziffert.

Unklar blieb nach Angaben des Ausschussmitglieds zunächst, ob und wie Airbus für den entgangenen Auftrag entschädigt werden soll. Verwundert zeigte sich der Experte auch über eine Aussage Beemelmans', dass die Entscheidung bereits seit zweieinhalb Jahren feststehe. Im vergangenen Sommer hatte das Verteidigungsministerium erklärt, Deutschland und die Eurofighter-Partnerstaaten wollten voraussichtlich Anfang 2014 über die Zukunft des Projekts entscheiden. Am Eurofighter-Programm sind neben Deutschland auch Italien, Spanien und Großbritannien beteiligt.

Die Airbus-Tochter, die den Eurofighter produziert, erklärte, sie wisse nichts von einer Streichung der letzten Teillieferung. „Beim Eurofighter existieren bestehende Vereinbarungen“, sagte ein Sprecher von Airbus Defence und Space. „Eine Änderung dieser Vereinbarungen ist uns aktuell nicht bekannt.“

Mit der Bundeswehr-Reform hatte der damalige Verteidigungsminister Thomas de Maiziere bereits 2011 grundsätzlich beschlossen, dass die Luftwaffe deutlich weniger Eurofighter erhalten soll als bei Projektbeginn geplant. Wie diese Verringerung umgesetzt werden sollte, war unklar. Die Luftwaffe hätte gern ältere Flugzeuge weiterverkauft und stattdessen die neuesten Flugzeuge behalten, was nun aber offenbar nicht geschehen wird.

Die neueren Flugzeuge können deutlich mehr als die Flugzeuge der ersten Lieferung, die seit Jahren im Einsatz sind, als reine Abfangjäger konzipiert wurden und sich schwer aufrüsten lassen. Der Verkauf gebrauchter Eurofighter an andere Staaten gestaltete sich wegen der Finanzkrise zuletzt aber schwierig.