Das Konzept der Talkshow, Geld für Argumente zu zahlen, sei „absoluter Unfug“, sagte Lammert dem in Bielefeld erscheinenden „Westfalen-Blatt“ (Freitagsausgabe). „Wer Geld für Meinungen aussetzt, bestellt Meinungen für Geld.“

Bielefeld. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) lehnt die neue politische Talkshow von Entertainer Stefan Raab ab. Das Konzept der Talkshow, Geld für Argumente zu zahlen, sei „absoluter Unfug“, sagte Lammert dem in Bielefeld erscheinenden „Westfalen-Blatt“ (Freitagsausgabe). „Wer Geld für Meinungen aussetzt, bestellt Meinungen für Geld.“

In der am Sonntagabend auf ProSieben startenden Talkshow „Absolute Mehrheit – Meinung muss sich wieder lohnen“ debattieren Berufspolitiker, Prominente und nicht prominente Menschen mit dem Ziel, die Mehrheit der Zuschauer hinter sich zu versammeln. Wer das schafft, kassiert 100.000 Euro. In der ersten Sendung soll es um die Themen Steuergerechtigkeit, Energiewende und Soziale Netzwerke gehen. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) hatte seine Teilnahme am Donnerstag abgesagt.

Anders als Lammert hält der Medienwissenschaftler Bernd Gäbler Raabs Sendung für innovativ und für mögliche Konkurrenz zu den öffentlich-rechtlichen Sendern. Wenn es Raab schaffe, die Themen aufzugreifen, die junge Leute interessieren, könne er sein Publikum in die Talkshow mitnehmen, sagte der frühere Leiter des Grimme-Instituts in Marl. Mögliche Themen könnten Gäbler zufolge Facebook und die Datensicherheit, Tierschutz, Völkerverständigung, die Occupy-Bewegung oder die Dritte Welt sein.

Den Vorwurf von ARD-Chefredakteur Thomas Baumann, Raab mache Show aus ernster Politik, halte er für einen Witz, sagte der Experte weiter. Das Fernsehen sei schon immer ein Unterhaltungsmedium gewesen und werde es bleiben. Von den ARD-Moderatoren werde sich Raab durch seine „erfrischende antiautoritäre Art“ unterscheiden, erwartet Gäbler.

Moderatoren wie Günther Jauch, Frank Plasberg und Anne Will deckten mit ihren Sendungen in der ARD nicht wirklich das ab, was die Menschen im Land bewege. Ihre Talkshows seien „eher ein Sehschlitz mit eingeschränktem Blickfeld, durch den auf die Gesellschaft geschaut wird“, meint Gäbler. Statt neue Themen aufzuspüren, werde nur bereits Eingetretenes behandelt und bekannte Argumente prallten aufeinander. Immer wieder gehe es um Zweiklassenmedizin, Altersarmut, Hartz IV oder Pflegenotstand. „Die Zeit für Neues und Neue ist reif.“