Die 14-jährige Malala Yusafzai wurde von den Taliban schwer verletzt. Pakistanische Regierung setzt Kopfgeld auf Sprecher der Taliban aus.

Islamabad/Moskau. Nach dem Anschlag auf die 14 Jahre alte Malala Yousafzai hat die pakistanische Regierung umgerechnet rund 800.000 Euro Kopfgeld auf den Sprecher der Taliban ausgesetzt. Innenminister Rehman Malik verkündete die Belohnung in Höhe von 100 Millionen Rupien für die Ergreifung des Sprechers der pakistanischen Taliban (TTP), Ehsanullah Ehsan, am Dienstag bei einem Besuch im Swat-Tal. Dort war die junge Aktivistin, die sich für Schulbildung für Mädchen einsetzt und damit allen Wertevorstellungen der Taliban widerspricht, vor einer Woche gezielt in den Kopf geschossen worden. Ehsan hatte sich im Namen der TTP zu dem Mordanschlag bekannt.

Malik kündigte außerdem an, Malala werde mit der Ehrung „Sitara-i-Shujaat“ ausgezeichnet. Diese „Medaille des Mutes“ ist gewöhnlich Soldaten und Polizisten vorbehalten, die besondere Tapferkeit bewiesen haben. Die Regierung der Provinz Khyber-Pakhtunkhwa, in der das Swat-Tal liegt, hatte nach dem Anschlag bereits eine Belohnung von umgerechnet 80 000 Euro für die Ergreifung des Attentäters ausgesetzt.

Der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari verurteilte den Anschlag auf Malala am Dienstag als Verbrechen gegen die Menschlichkeit. „In unserem Land gibt es drei Gefahren: Terror, Armut und das Ignorieren fundamentaler Rechte unserer Töchter“, sagte er bei einem Besuch in Aserbaidschan. „Warum hat dieser Mann seine Hand gegen das Mädchen erhoben? Diese Mentalität ist unser gemeinsamer Feind, gegen den wir unsere Kräfte vereinen müssen“, zitierten Medien in der Ex-Sowjetrepublik den Staatschef.

Malala bemüht sich trotz Drohungen der Extremisten seit langem um Bildung für Mädchen in ihrem Heimatland. Sie war bei dem Anschlag schwer verletzt worden. Die Ärzte im Militärkrankenhaus in Pakistan hielten ihren Zustand am Montag für gut genug, um sie zur weiteren Behandlung nach Großbritannien ausfliegen zu lassen.

Nach Malalas Ankunft in einem Spezialkrankenhaus in Birmingham versuchten mehrere Menschen unter falschen Vorgaben, zu dem Mädchen zu gelangen. Die Polizei habe mehrere Besucher festgenommen, die vorgegeben hätten, zur Familie von Malala zu gehören, hieß es aus dem Krankenhaus. „Wir glauben nicht, dass ihre persönliche Sicherheit gefährdet ist“, sagte der medizinische Direktor Dave Rosser. Niemand sei bis in das Krankenhaus gelangt. Im Queen Elizabeth Hospital werden sonst verwundete britische Soldaten behandelt.

Die Taliban hatten ihren Angriff auf die 14-jährige Kritikerin verteidigt. Malala Yousufzai sei eine Spionin des Westens, hieß es am Donnerstag in einer Erklärung. „Der Islam befiehlt den Tod für Spione des Feindes.“ Man habe sie ins Visier genommen, „weil sie sich gegen die Taliban aussprach, während sie mit schamlosen Fremden saß und den größten Feind des Islam, (US-Präsident) Barack Obama, verherrlichte“. Yousufzai sei nicht angegriffen worden, weil sie sich für Bildung eingesetzt habe, hieß es weiter, sondern weil sie sich den Gotteskämpfern und ihrem Krieg entgegengestellt habe. „Die Scharia sagt, dass selbst ein Kind getötet werden kann, wenn es sich gegen den Islam wendet.“