Am kommenden Mittwoch treten Amtsinhaber Barack Obama und Herausforderer Mitt Romney zu ihrer ersten Fernsehdebatte des Wahlkampfes an.

Philadelphia. Beim Schlagabtausch live im Rampenlicht werden sie austeilen und einstecken: Am kommenden Mittwoch treten Amtsinhaber Barack Obama und Herausforderer Mitt Romney zu ihrer ersten Fernsehdebatte des Präsidentschaftswahlkampfes an. Es ist das erste von insgesamt drei Duellen, das entscheidende Momente hervorbringen könnte. Gerade die Unberechenbarkeit des Live-Events macht es für Millionen Zuschauer attraktiv. Eineinhalb Stunden dauert der Zweikampf und bietet damit genug Zeit, um aus der Rolle zu fallen.

„Wenn es einen Moment gibt, in dem wir die echten, wahren und authentischen Kandidaten zu sehen bekommen, dann während der Debatten“, sagt Mitchell McKinney, Professor an der Universität von Missouri, der den Präsidentschaftswahlkampf untersucht. Am Freitag machte Romney in Pennsylvania Wahlkampf und trieb Spenden in Boston ein, bevor er sich am Wochenende auf die Debatte vorbereiten wollte. Auch Obama wollte sich am (morgigen) Sonntag mit Beratern treffen, um in Nevada für die Debatte zu üben.

Dabei müssen Kandidaten nicht einmal etwas sagen, um ein prägendes Bild zu hinterlassen. Ein leicht gelangweilt aussehender Expräsident George Bush, der Ältere, blickte auf seine Uhr. Der demokratische Anwärter Al Gore seufzte oft und laut. Richard Nixon wirkte angespannt und müde neben einem entspannten und gut gebräunten John F. Kennedy während der allerersten Fernsehdebatte 1960. „Die Leute erinnern sich an so etwas. Und die Presse hilft nach, indem sie die Eindrücke ein ums andere Mal wiederholt“, sagt der ehemalige Wahlkampfberater von Al Gore, Tad Devine.

Die Gefahren eines Fehltrittes

Obama und Romney kennen die Gefahren. Romney machte den Fehler, dass er während der Vorwahlen der Republikaner anbot, eine seiner Aussagen mit einer Wette um 10.000 Dollar zu untermauern. Er unterstrich damit sein großes Privatvermögen und trieb möglicherweise einen Keil zwischen sich und den einfachen Wähler. Während der Vorwahlen der Demokraten 2008 bediente Obama Vorurteile, er sei arrogant und abgehoben. „Du bist ja ganz sympathisch Hillary“, entgegnete er seiner damaligen Konkurrentin Hillary Clinton in einem etwas abschätzigen Ton.

Auch in diesem Wahlkampf lauern beide Seiten unermüdlich auf den möglicherweise entscheidenden Fehltritt des Gegners. Romney leistete sich bereits einen Fauxpas. In einem Videomitschnitt einer privaten Wahlveranstaltung in Florida war zu hören, wie er von 47 Prozent der Amerikaner sprach, die keine Steuern zahlten und sich auf staatliche Unterstützung verließen. Sie würden Obama wählen, komme, was wolle. Dennoch warnte das Wahlkampfteam von Obama in einem am Freitag veröffentlichten Memo, dass Romney „ein gut vorbereiteter, disziplinierter und aggressiver Debattengegner“ sein werde.

Schlagfertiger Reagan

Wie man mit simpler Rhetorik und Witz punktet, machte allen voran Ronald Reagan klar. 1980 behauptete er sich gegen Jimmy Carter mithilfe einer einfachen Frage ans Publikum: „Sind Sie heute besser dran als vor vier Jahren?“. Bei einer Debatte 1984 legte Reagan eine recht wackelige Vorstellung hin, die Zweifel aufwarf, ob der damals 73-Jährige fit genug für eine zweite Amtszeit sei. Reagan entschärfte die Situation im zweiten Anlauf, indem er gespielt großspurig verkündete, er werde Alter nicht zum Wahlkampfthema machen und „die Jugendlichkeit und Unerfahrenheit meines Gegners nicht zu politischen Zwecken ausschlachten“. Selbst sein Gegner Walter Mondale konnte sich das Lachen nicht verkneifen und räumte später ein, in dem Moment sei der Wahlkampf vorüber gewesen.