Angesichts der heraufziehenden Wetterfront hat das Nationale Republikanische Komitee das Programm für Montag bereits abgesagt und die Veranstaltung auf drei Tage gekürzt. Romney möchte auf dem Parteitag sein Image des rücksichtslosen Finanzhais abstreifen und sich von seiner menschlichen Seite zeigen.

Tampa/USA. Es ist nicht Amtsinhaber Barack Obama, der dem designierten republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney derzeit am meisten Sorgen bereitet. Es ist der Tropensturm „Isaac“, der die Pläne für den Parteitag der US-Republikaner in Florida durcheinanderwirbelt. Angesichts der heraufziehenden Wetterfront hat das Nationale Republikanische Komitee das Programm für Montag bereits abgesagt und die Veranstaltung auf drei Tage gekürzt.

Romney möchte auf dem Parteitag sein Image des rücksichtslosen Finanzhais abstreifen und sich von seiner menschlichen Seite zeigen. Am Wochenende übte er in seinem Ferienhaus in New Hampshire die Rede, mit der er seine Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner annehmen will. Hochrangige Parteivertreter drängten ihn, stärker auf Frauen und Latinos einzugehen. Diese Wählergruppen gelten als entscheidend bei der Wahl im November. Die Republikaner kämpfen bereits mit ihrem Ruf, für Mitleidslosigkeit und soziale Kälte zu stehen. Sie wollen nun auf keinen Fall den Eindruck erwecken, dass sie eine glamouröse Party feiern, während Sturmopfer um ihr Leben und Eigentum fürchten. „Wir beobachten das Wetter natürlich“, sagte Romneys Chefplaner Russ Schriefer. „Unsere Sorge gilt den Menschen im Sturmgebiet.“

Doch „Isaac“ stellt Romney noch vor ein ganz anderes Problem. Es ermöglicht seinem Gegner Obama, sich als starken Krisenmanager zu profilieren und seine Führungsqualitäten unter Beweis zu stellen - eine Rolle, die die Republikaner traditionell für sich beanspruchen. Der US-Präsident brachte bereits die Katastrophenschutzbehörde in Stellung und verfolgt die Entwicklung in Florida sehr genau. „Der Präsident hat dem Gouverneur Unterstützung zugesagt – auch um die Sicherheit der Besucher des republikanischen Parteitags zu gewährleisten“, teilte das Weiße Haus mit.

Wieder einmal treiben die Ereignisse die Republikaner vor sich her, dabei sollte der Parteitag den Konservativen die Möglichkeit geben, endlich einmal wieder selbst die Agenda zu setzten. Zuletzt bestimmte mit Todd Akin ein Senatskandidat die Nachrichten, dessen krude Ansichten die Partei massiv in Bedrängnis brachten und die Aufmerksamkeit von Romney ablenkten. Akin hatte sich auch im Falle von Vergewaltigungen gegen das Recht auf Abtreibung ausgesprochen und seine Haltung mit der These begründet, dass Frauen bei Vergewaltigungen nur selten schwanger würden. Später entschuldigte er sich für seine Bemerkungen.

Obama wirf Romney „extreme Positionen“ vor

Romney distanzierte sich zwar von Akin und forderte ihn zum Verzicht auf seine Senatskandidatur auf, doch die ultrakonservativen Ansichten des Republikaners waren eine Steilvorlage für Obama. Am Wochenende sagte der US-Präsident in einem Interview, sein Herausforderer vertrete „extreme Positionen“ in wirtschaftlichen und sozialen Fragen.

Die Republikaner sehen darin ein politisches Foulspiel. „Es ist wirklich traurig, dass Obama angesichts der Themen, die Amerika beschäftigen, auf solch ein niedriges Niveau gesunken ist“, sagte Romney in einem Interview des Fernsehsenders Fox News. Nach der offiziellen Nominierung Romneys zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten dürfte der Wahlkampf an Schärfe noch einmal zulegen. 43 der 50 US-Staaten befinden sich fest in der Hand einer der beiden großen Parteien, gekämpft wird deshalb um die sogenannten Swing States und besonders entscheidende Wählergruppen. Dazu gehören vor allem Frauen und Latinos.

Romney gilt als Hardliner in Sachen illegale Einwanderung und hatte während der Vorwahlen angekündigt, im Falle eines Wahlsiegs Bedingungen zu schaffen, bei denen Migranten ohne Papiere freiwillig wieder in ihre Heimatländer zurückkehren würden. Solche Sprüche kommen nicht gut an bei den Hispanics. Die Partei müsse gegenüber den Latinos „einen besseren Ton“ treffen, sagte der frühere Gouverneur von Florida und Bruder des Ex-Präsidenten George W. Bush, Jeb Bush. „Du kannst die Leute nicht dazu auffordern, sich uns anzuschließen, und dann das Signal senden, dass wir sie nicht wollen“, sagte er in einem Interview des Fernsehsenders CNN. „Das funktioniert einfach nicht.“ Der frühere Präsidentschaftskandidaten John McCain forderte, die Republikaner müssten ihre wirtschaftlichen Positionen gegenüber Frauen und Latinos besser klar machen.

Auch bei gutem Wetter sieht sich Romney also zahlreichen Herausforderungen gegenüber. Was er gar nicht gebrauchen kann, ist ein Parteitag, der von einem verheerenden Tropensturm überschattet wird. Der Republikaner dürfte daher die Wettervorhersagen derzeit genauer studieren, als die Winkelzüge des politischen Gegners. Ob er die Aufmerksamkeit in dieser Woche wieder auf seinen Wahlkampf lenken kann, muss sich noch zeigen: Die Meteorologen gehen davon aus, das „Isaac“ über dem Golf von Mexiko an Kraft gewinnt und sich zu einem Hurrikan entwickelt.

(dapd)