Die Ärzte wollen Manipulationen bei der Organspende verhindern – und sicherstellen, dass bei der Identifikation von Empfängern alles korrekt läuft. Die Regierung pocht darauf, dass die Reformen auch wirklich wirken.

Berlin. Zur Vermeidung künftiger Manipulationen in der Transplantationsmedizin dringt das Bundesgesundheitsministerium auf wirksame Reformen. Um Datenmanipulationen zu verhindern, wäre die Einführung eines „Sechs-Augen-Prinzips“ zielführend, schrieb Ministerialdirektorin Karin Knufmann-Happe in einem der Nachrichtenagentur dpa vorliegenden Brief an die Bundesärztekammer.

Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery hatte nach einem Sondertreffen von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen angekündigt, ein Vier-Augen-Prinzip in den ärztlichen Richtlinien zu verankern. Bei der Anmeldung für die Warteliste und Organzuteilung soll ein nicht direkt mit der Transplantation befasster Arzt beteiligt werden.

So soll ein Laborarzt entscheidende Laborwerte überprüfen, so dass potenzielle Organempfänger nicht kranker gemacht werden als sie sind. Noch sind die Details aber offen. Die Ärzte sprachen auch von interdisziplinären Kommissionen oder einem Mehr-Augen-Prinzip.

In dem bereits vor dem Sondertreffen an die Ärztekammer gerichteten Brief geht es dem Bundesgesundheitsministerium darum, dass entsprechende Schritte auch wirklich unabhängige Entscheidungen bei der Organzuteilung sichern: „Neben der bereits angedachten Kontrolle durch einen Laborchemiker, der nicht der Abteilung Chirurgie angehört, aber noch im Bereich des Klinikums tätig ist, könnte eine dritte Person in den Prozess einbezogen werden.“

Ob es sich bei dieser Person um einen Klinikangehörigen oder einen Externen handeln soll, müsse unter dem Gesichtspunkt der Praktikabilität bei zeitkritischen Entscheidungen entschieden werden. „Auch hinsichtlich des Laborchemikers rege ich an zu prüfen, ob dieser direkt dem ärztlichen Direktor unterstellt sein sollte“, so Knufmann-Happe.

Am 27. August will Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) mit den beteiligten Akteuren mögliche Änderungen per Richtlinien, Verordnungen und Gesetze beraten. In einem weiteren Treffen mit den Bundestagsparteien bei Bahr soll die Debatte weiter gebündelt werden. # dpa-

(dpa)