Plattform verspricht „Einblicke in die Arbeit der syrischen Regierung“. Die Herkunft des Materials unklar. Assange war nicht anwesend.

Berlin/London. Die Enthüllungsplattform Wikileaks hat nach eigener Aussage mehr als 2,4 Millionen E-Mails aus Syrien in die Hände bekommen, die jetzt veröffentlicht werden sollen. Darunter befänden sich auch Nachrichten von Politikern und westlichen Firmen, sagte Sarah Harrison von Wikileaks auf einer Pressekonferenz am Donnerstag in London. Syrien befindet sich in einem blutigen Konflikt zwischen der Regierung von Präsident Baschar Assad und Kämpfern der Opposition. Die E-Mails böten Einblicke in die Arbeit der syrischen Regierung und zeigten auch Kommunikation mit westlichen Unternehmen, sagte Harrison.

Laut Wikileaks wurden die E-Mails zwischen August 2006 und März dieses Jahres verschickt. Darunter befänden sich Nachrichten von Adressen, die zu syrischen Ministerien gehören. Man sei sich „statistisch sicher“, dass der Großteil der Daten authentisch sei.

Wie Wikileaks an das Material gekommen ist, sagte Harrison nicht. Es soll in einer öffentlich durchsuchbaren Datenbank gesammelt werden. Außerdem arbeitet Wikileaks mit mehreren Medien zusammen, die die Mails nach Geschichten durchforsten. Dazu zählt auch der deutsche NDR, der schon vor der Veröffentlichung am Donnerstag Zugang zu den E-Mail-Nachrichten hatte. Jetzt „geht es darum, ob sich daraus Geschichten entwickeln“, sagte NDR-Sprecher Martin Gartzke der Nachrichtenagentur dapd. Der NDR hat seit Dezember 2011 in mehreren Fällen mit Dokumenten gearbeitet, die Wikileaks veröffentlicht hat.

Wikileaks-Gründer Julian Assange war bei der Präsentation nicht anwesend. Er sucht derzeit Asyl in der ecuadorianischen Botschaft in London, um eine Auslieferung nach Schweden zu verhindern. Dort wird ihm ein Sexualdelikt vorgeworfen. „Wir haben momentan eine schwierige Zeit, aber wir arbeiten uns weiter voran“, sagte Harrison. Bereits zuvor waren E-Mails aus Syrien an die Öffentlichkeit gedrungen. Die britische Zeitung „Guardian“ veröffentlichte im März Nachrichten, die der Zeitung von Oppositionellen zugespielt worden seien. Sie zeigten unter Anderem, wie Baschar Assads Frau Asma teure Kleidung kaufte, während in Syrien gekämpft wurde. Auch eine israelische Zeitung hatte im Februar gehackte E-Mails veröffentlicht.

(dapd)