Deutsche Politiker aller Couleur würdigen die Verdienste des im Alter von 75 Jahren gestorbenen tschechischen Ex-Präsidenten Vaclav Havel.

Berlin/Prag. Vaclav Havel ist tot. Der Dramatiker und frühere Präsident der Tschechischen Republik und des Vorgängerstaats Tschechoslowakei starb am Sonntag im ostböhmischen Hradecek im Alter von 75 Jahren.

Auch und gerade Politker aus Deutschland trauern um den früheren Staatschef des europäischen Nachbarn. "Sein Einsatz für Freiheit und Demokratie bleibt ebenso unvergessen wie seine große Menschlichkeit“, schrieb Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einem Kondolenzschreiben an den tschechischen Staatschef Vaclav Klaus. Die Kanzlerin würdigte Havel als einen großen Europäer. "Gerade auch wir Deutsche haben ihm viel zu verdanken.“

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) nannte Havel einen Wegbereiter der europäischen Wiedervereinigung. "Er war die Seele der Revolution in Tschechien.“ Ohne ihn und seine mutigen Worte wäre der demokratische Aufbruch in Mittel- und Osteuropa undenkbar gewesen. "Ich verneige mich vor diesem großen Streiter für Demokratie und Freiheit“, sagte Westerwelle.

+++ Vaclav Havel: Symbolfigur gewaltlosen Widerstands +++

Der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) zeigte sich tief betroffen. "Europa ist ärmer geworden, wir alle sind es“, schrieb Genscher in einem Beitrag für die "Bild“-Zeitung (Montagausgabe). Er fügte hinzu: "Sein Kampf galt nicht nur der Freiheit des tschechischen Volkes. Er trat für alle Unterdrückten ein.“ Das zeichne Havel als einen der Großen Europas aus.

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) nannte Havel einen "Staatsmann von Weltrang“. Lammert betonte in Berlin: "Er ist eine der herausragenden Persönlichkeiten, deren Name auf immer mit dem weltpolitischen Umbruch der Jahre 1989/90 verbunden sein wird.“ Havel werde Vorbild bleiben, als Schriftsteller und Künstler mit seiner grandiosen Ausdrucksgabe, als auch als Politiker und Staatsmann mit seiner Klugheit und Strahlkraft.

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sagte, Havel habe wie kein anderer das zivilgesellschaftliche Engagement für Menschenrechte in Europa verkörpert. Er sei vom oppositionellen Menschenrechtler zum Staatsmann geworden. "Die Person Václav Havel gibt Mut überall dort, wo sich Menschen gegen autoritäre Systeme wenden“.

Die Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Bundestag, Renate Künast und Jürgen Trittin, bezeichneten Havel als großen und mutigen Demokraten. Er habe sein Leben lang für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte in Europa gestritten. "Sein Denken und Handeln waren von echtem Humanismus geprägt.“

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) würdigte Havel als "einen der wichtigsten Wegbereiter der Freiheit in Europa“. "Als Initiator der Samtenen Revolution in der Tschechoslowakei hat er wie kein anderer unerschrocken und entschlossen für Demokratie und Freiheit gekämpft“, erklärte Tillich am Sonntag in Dresden. "In seiner Zeit als Staatspräsident machte er sich für einen offenen und versöhnlichen Dialog zwischen Tschechen und Deutschen stark. Das hat auch die nachbarschaftlichen Beziehungen zu Sachsen wieder intensiviert. Dankbar werden wir sein Erbe und seine Ideen weiterleben lassen.“

Auch Tschechiens Ministerpräsident Petr Necas würdigte Havel als großen Staatsmann. Seinem Einsatz sei es zu verdanken, dass sich das Land in Richtung Westen orientiert habe. Havels Tod sei ein enormer Verlust, erklärte Necas nach Angaben der Agentur CTK. "Sein Wort hatte in Politik und Gesellschaft Gewicht“, sagte der Politiker.

Mit Material von dpa und epd