Nach 42 Jahren neigt sich die Herrschaft des Diktators dem Ende. Doch die Hauptstadt Tripolis ist hart umkämpft und von Gaddafi fehlt jede Spur.

Tripolis/Istanbul/Berlin. Historischer Umsturz in Libyen: Nach 42 Jahren ist das Regime von Muammar al-Gaddafi zusammengebrochen, die Rebellen rüsten sich für die Übernahme der Macht. Die Aufständischen haben weite Teile der Hauptstadt Tripolis erobert und zentrale Institutionen übernommen. Um die Residenz Gaddafis tobten am Montag allerdings noch heftige Gefechte.

Wo sich der Despot aufhielt, blieb bis zum Abend völlig unklar. Der Übergangsrat kündigte an, er wolle Gaddafi lebend fassen: Die Welt solle Zeuge eines Prozesses gegen den Diktator werden. Staatsführer in aller Welt forderten Gaddafi zur sofortigen Kapitulation auf und sagten dem Wüstenstaat Hilfe beim Wiederaufbau zu. Dazu soll auch rasch das Milliardenvermögen des Gaddafi-Regimes freigegeben werden, das auf Konten im Ausland liegt – allein in Deutschland mehr als sieben Milliarden Euro.

Falls es eine UN-Friedensmission in Libyen geben sollte, will die Bundesregierung laut Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) auch eine Beteiligung der Bundeswehr „konstruktiv“ prüfen. Kanzlerin Angela Merkel sieht indes keinen Anlass für rasche Entscheidungen: Ein solcher Einsatz sei „überhaupt nicht spruchreif“, sagte sie am Montag in Zagreb. Alles, was in Richtung einer Absicherung einer möglichen Übergangsregierung gehe, müsse zunächst innerhalb der internationalen Gemeinschaft besprochen werden.

Der Übergangsrat der Rebellen bereitet sich darauf vor, von Bengasi nach Tripolis umzuziehen. Der Vorsitzende Mustafa Abdul Dschalil kündigte an: „Wir streben nach Frieden, Gerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit.“ Die Führung der Aufständischen bemühte sich, Plünderungen und die Zerstörung öffentlicher Einrichtungen in Tripolis zu verhindern. Rebellen bewachten unter anderem das Gebäude der staatlichen Ölgesellschaft im Zentrum. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton erklärte: „Heute beginnt in Libyen eine neue Ära.“

Der Verbleib Gaddafis blieb rätselhaft, die USA vermuteten ihn am Montag aber noch in Libyen. "Wir haben keine Informationen darüber, dass er das Land verlassen hat“, sagte laut CNN ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Washington. Der Vorsitzende des Übergangsrates in Bengasi sagte dem TV-Sender Al Arabija: „Niemand weiß, wo Gaddafi ist.“ Auf einer Pressekonferenz betonte Dschalil: „Wir hoffen, Gaddafi lebend gefangenzunehmen.“ Spekulationen, wonach der gestürzte Diktator um Asyl in Südafrika gebeten habe, wurden in Johannesburg energisch dementiert.

Zwei Söhne des Despoten waren bereits am Sonntagabend in Tripolis festgenommen worden. Ein dritter wurde unter Hausarrest gestellt - laut TV-Sender Al Dschasira soll er später mit Hilfe von Gaddafi-Treuen geflüchtet sein. Der Internationale Strafgerichtshof sprach am Montag mit den Rebellen über eine Überstellung von Gaddafi-Sohn Saif al-Islam. Der argentinische Chefankläger Luis Moreno-Ocampo erklärte, er hoffe, dass auch Gaddafi sowie dessen Schwager, Geheimdienstchef Abdullah Senussi, verhaftet werden.

Gegen alle drei liegen internationale Haftbefehle wegen schwerer Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Der nationale Übergangsrat in Bengasi hatte aber bereits wiederholt erkennen lassen, dass er Gaddafi und seinen Leuten lieber in Libyen den Prozess machen möchte. Moreno-Ocampo hält ein Verfahren in Libyen noch vor einem Prozess in Den Haag für möglich. „Verbrechen in Libyen wurden vor allem an Libyern begangen“, erklärte er nach Gesprächen mit Vertretern des libyschen Übergangsrates.

Nachdem die Rebellen in der Nacht weite Teile von Tripolis erobert hatten, gab es am Montag schwere Gefechte rund um das Hauptquartier und die Residenz Gaddafis in Bab Al-Asisija. Dort leisteten Gaddafi- Milizen, unterstützt von Panzern, erbitterten Widerstand. Im Kampf um Tripolis erwarteten die Aufständischen einen Nato-Luftangriff auf verschanzte Regime-Truppen. In der Residenz harren nach früheren Angaben der Rebellen mehrere hundert afrikanische Söldner aus.

Die Rebellen erhielten weitere Verstärkung – aus ihrer östlich gelegenen Hochburg Misrata seien mehr als 1000 Bewaffnete nach Tripolis vorgestoßen, berichteten sie. „Heute ist der Tag der Entscheidung“, sagte der Militärsprecher der Aufständischen in Bengasi, Ahmed al-Bani, der Nachrichtenagentur dpa am Telefon. Rebellenkämpfer befreiten nach Angaben regimekritischer Medien etwa 900 Häftlinge aus dem Gefängnis Ain Zara bei Tripolis – die meisten von ihnen politische Gefangene, hieß es. In der westlibyschen Stadt Sawara gebe es unterdessen Kämpfe. Gaddafi-Truppen attackierten die Stadt aus drei Richtungen.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sicherte Libyen zu, dass die Vereinten Nationen beim Aufbau einer demokratischen Gesellschaft nach Kräften helfen werden. „Die dramatischen Szenen in Tripolis, Libyen, zeigen, mit welchem Mut und Nachdruck sich das libysche Volk eine freie und demokratische Zukunft sichern will. Es ist nun äußerst wichtig, dass der Konflikt ohne weitere Verluste von Menschenleben beendet wird“, erklärte Ban. An die Anhänger des Gaddafi-Regimes appellierte der UN-Chef, die Gewalt sofort zu beenden und den Weg für einen reibungslosen Übergang zur Demokratie zu ebnen.

Wegen der Hoffnung auf ein schnelles Ende des Konflikts im Ölförderland Libyen sanken am Montag die Ölpreise weiter. Libyen ist Mitglied der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) und musste die Ölförderung wegen des Bürgerkriegs in den vergangenen Monaten zeitweise einstellen.

US-Präsident Barack Obama sieht Libyen vor dem Wendepunkt. Tripolis entgleite dem „Griff eines Tyrannen“, erklärte Obama am Sonntagabend (Ortszeit) in Washington. Die Bundesregierung versprach umfangreiche Unterstützung. "Es ist erfreulich, dass Gaddafi seine politische Macht verloren hat“, sagte Merkel.

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy lud den Vorsitzenden der Übergangsregierung, Mahmud Dschibril, für Mittwoch nach Paris ein. Außenminister Alain Juppé kündigte ein Treffen der Libyen- Kontaktgruppe in Paris in der kommenden Woche an. „Heute können wir anfangen, eine neue Zukunft aufzubauen“, erklärte Nato- Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen in Brüssel. Russland warnte hingegen vor zu viel Euphorie. „Die Revolutionserfahrung lehrt, dass es schwerer ist, die Macht zu halten, als sie zu erobern.“

Lesen Sie hier die Ereignisse des Tages noch einmal in Liveticker nach:

Er war 42 Jahre Staatschef von eigenen Gnaden und gilt als einer der schillerndsten und bedrohlichsten Machthaber der Welt: Jetzt soll Muammar al-Gaddafi, 69, endgültig aus dem Amt gejagt werden. Im Live-Ticker bei abendblatt.de lesen Sie die wichtigsten Ereignisse dieses historischen Tages.

21.11 Uhr: Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hat sich verhalten über eine mögliche Beteiligung deutscher Soldaten an einer internationalen Friedensmission in Libyen nach dem Sturz des Machthabers Muammar al-Gaddafi geäußert. „Ich bin gegenüber dieser Diskussion skeptisch“, sagte er am Montagabend im ARD-„Brennpunkt“. „Und ich glaube, sie ist auch derzeit nicht notwendig.“ Wie zuvor schon nannte er die Debatte über das Thema verfrüht.

20.51 Uhr: US-Präsident Barack Obama hofft auf einen raschen Aufbau der Demokratie in Libyen. „Die Rechte aller Libyer müssen respektiert werden“, sagte Obama am Montag in einer von allen großen amerikanischen TV-Sendern ausgestrahlten Audio-Botschaft. Die USA seien bereit, dabei als „Freund und Partner“ zur Seite zu stehen.

20.31 Uhr: Libysche Rebellen haben den Flughafen der Hauptstadt Tripolis unter ihre Kontrolle gebracht, berichtet der Fernsehsender Al Arabija unter Berufung auf einen Sprecher der Rebellen.

Oberst Gaddafi und seine wüsten Söhne - eine skurrile Chronik

19:09 Uhr: Die Rebellen erwarten einen Luftangriff der Nato auf die Residenz von Muammar al-Gaddafi. Dies berichtet der arabische TV-Nachrichtensender Al Arabija. In der Residenz des Machthabers befinden sich noch verschanzte Truppen des libyschen Regimes. Unter Berufung auf Rebellenkreise wurde weiter berichtet, dass nach Sonnenuntergang Kampfjets die Mauern der Anlage bombardieren würden. In der Residenz, um die es seit der Nacht zum Montag heftige Gefechte gab, halten nach früheren Angaben der Rebellen mehrere hundert afrikanische Söldner die Stellung. Ein Überläufer soll zudem berichtet haben, dass sich auch der Gaddafi-Sohn Mutassim Billah al-Gaddafi noch dort aufhalte.

18.43 Uhr: Die libyschen Aufständischen haben nach eigenen Angaben auch einen dritten Sohn von Machthaber Muammar al Gaddafi in ihrer Gewalt. Al Saadi Gaddafi sei bereits in der Nacht auf Montag gemeinsam mit seinem Bruder Seif al Islam gefangenen genommen worden, teilte der Vorsitzende des Nationalen Übergangsrats, Mustafa Abdel Dschalil, am Montag mit. Al Saadi und seine Brüder Mutassim und Chamis befehligten Militäreinheiten. Gaddafis Sohn Mohammed steht derzeit unter Hausarrest.

18.02 Uhr: Angesichts der militärischen Erfolge der libyschen Aufständischen haben zahlreiche Regierungsvertreter Muammar al Gaddafi geschlossen zum Rücktritt gedrängt. Um weiteres Blutvergießen zu verhindern, solle er die Macht abgeben und sich dem Internationalen Strafgerichtshof stellen, hieß es aus verschiedenen Hauptstädten weltweit.

17.44 Uhr: Libyens gestürzter Machthaber Muammar al-Gaddafi hält sich nach Meinung der USA weiterhin in dem Land auf. „Wir haben keine Informationen darüber, dass er das Land verlassen hat“, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, David Lapan, am Montag vor Reportern in Washington, wie der Nachrichtensender CNN berichtete.

17.19 Uhr: Rebellenkämpfer haben nach Angaben regimekritischer Medien etwa 900 Häftlinge aus dem Gefängnis Ain Zara bei Tripolis befreit. Die meisten von ihnen seien politische Gefangene, berichteten die Medien weiter. In der westlibyschen Stadt Sawara gebe es unterdessen Kämpfe. Die Lage sei sehr brenzlig. Gaddafi-Truppen attackierten die Stadt aus drei Richtungen.

16.46 Uhr: Die Karlsruher Bundesanwaltschaft ermittelt gegen das Gaddafi-Regime. Gegenstand der Prüfung seien „mehrere Strafanzeigen, die uns vorliegen“, sagte Behördensprecher Staatsanwalt Marcus Köhler den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe (Dienstagausgabe). Die Bundesanwälte ermittelten „mit dem Ziel, hier in Deutschland mögliche Beweise für den internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu sichern“.

16.27 Uhr: Die Erfolge der libyschen Rebellen gegen Machthaber Muammar al Gaddafi lassen den Ölpreis fallen: Die Nordseesorte Brent verbilligte sich am Montag zeitweise in die Nähe von 105 Dollar pro Barrel (159 Liter), rund 3 Dollar weniger als am Freitag. Später erholte sich der Preis auf 107 Dollar.

16.08 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat eine intensive Beteiligung Deutschlands am Wiederaufbau Libyens angekündigt. „Es ist erfreulich, dass (Muammar al-)Gaddafi seine politische Macht verloren hat“, sagte Merkel am Montag am Rande eines Besuches in Kroatien in Zagreb. „Jetzt beginnt der Wiederaufbauprozess in Libyen und der Prozess der Bildung demokratischer staatlicher Strukturen.“

15.58 Uhr: Die jordanische Regierung hat sich angesichts der Entwicklung in Libyen für einen friedlichen und raschen Machtwechsel in dem Land ausgesprochen. Außenminister Nasser Dschauda forderte am Montag zudem alle politischen und gesellschaftlichen Kräfte auf, sich auf einen Fahrplan zu einigen, um ein demokratisches Regierungssystem aufzubauen.

15.21 Uhr: Die Führung der Aufständischen in Libyen will den untergetauchten Machthaber Gaddafi vor seine Richter bringen. „Wir hoffen, Gaddafi lebend gefangen zu nehmen“, sagte der Vorsitzende des nationalen Übergangsrates, Mustafa Abdul Dschalil, auf einer von Fernsehsendern übertragenen Pressekonferenz in der Rebellenhochburg Bengasi. Die Welt solle Zeuge eines Prozess gegen den Diktator werden. Er kündigte an, die neue Führung wolle nach dem Sturz des Gaddafi-Regimes Frieden und Recht durchsetzen. „Wir streben nach einem Staat, in dem alle Menschen die gleichen Rechte haben“, sagte Dschalil. „Wir streben nach Frieden, Gerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit.“ Die Revolution habe gewonnen, wenn Gaddafi festgenommen sei.

15.08 Uhr: Rebellen haben das Gebäude des Staatsfernsehens in der Hauptstadt Tripolis eingenommen. Der ganze Gebäudekomplex sei in den Händen der Aufständischen, berichteten Mitarbeiter des Senders der Nachrichtenagentur dpa. Zuvor war die Satellitenübertragung des Programms, das zu den Propaganda-Instrumenten Gaddafis gehört, unterbrochen worden.

14.48 Uhr: Der libysche Übergangsrat der Rebellen steht nach Ansicht des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi im Kampf gegen das Gaddafi-Regime kurz vor dem Erfolg. „Die italienische Regierung ist dabei an ihrer Seite“, heißt es in einer Mitteilung des italienischen Regierungschefs. Gaddafi solle sein unnützes Ausharren aufgeben und so seinem Volk weitere Leiden ersparen, forderte Berlusconi von seinem einst gern gesehenen Gast.

14.45 Uhr: Die Lage von Verwundeten und Kranken in der libyschen Hauptstadt Tripolis ist nach Darstellung von Augenzeugen „ziemlich besorgniserregend“. Dies sagte ein Helfer der Organisation „Ärzte ohne Grenzen der Nachrichtenagentur dpa. Der Koordinator Jonathan Whittall sagte in einem Telefoninterview. „In den vergangenen Tagen hat es viele Schießereien gegeben. Die Sicherheitslage ist völlig unberechenbar.“

13.53 Uhr: Die Aufständischen in Libyen wollen die Hauptstadt Tripolis bis Dienstag ganz unter ihre Kontrolle bringen. Ein Rebellenkämpfer in der Stadt sagte der Nachrichtenagentur dpa, man erwarte, binnen 15 Stunden alle Stadtteile eingenommen zu haben. „Wir haben gesehen, wie sich die Truppen Gaddafis aus den meisten Straßen zurückgezogen haben“, sagte der Kämpfer, der sich nach eigenen Angaben einige Hundert Meter von der Residenz des bisherigen Machthabers entfernt befand. Von dort feuerten Anhänger Gaddafis am Montag noch mit Panzern, wie Augenzeugen berichteten. Die Rebellen durchstreiften in Tripolis mehrere Villen, um zu plündern oder nach Gaddafi-Anhängern zu suchen.

13.22 Uhr: Die EU hat Libyen Wiederaufbauhilfe für die Zeit nach Machthaber Gaddafi angekündigt. „Das Streben der Bevölkerung nach Freiheit erreicht einen historischen Moment“, erklärten EU-Kommissionschef José Manuel Barroso und EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy angesichts der offenbar entscheidenden Gefechte in Tripolis gemeinsam.

13.04 Uhr: Deutschland will beim Wiederaufbau eines befreiten Libyens kräftig mitarbeiten und dafür auch gesperrtes Geld des Gaddafi-Regimes einsetzen. Derzeit seien etwa 7,3 Milliarden Euro auf deutschen Konten gesperrt, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Diese Mittel sollen so rasch wie möglich der neuen Regierung zur Verfügung gestellt werden. Bereits vor einiger Zeit hatte Deutschland dem Nationalen Übergangsrat der libyschen Rebellen 100 Millionen Euro an Darlehen zugesagt. Diese Summe ist bereits durch die gesperrten Mittel abgesichert und soll den Angaben zufolge demnächst ausgezahlt werden.

12.58 Uhr: Der Führer der libyschen Opposition wird in den kommenden Tagen zu einem Besuch in Paris erwartet. Nach dem erwarteten Ende der Herrschaft Gaddafi wolle der Vorsitzende des Nationalen Übergangsrats, Mahmud Dschibril, mit Vertretern der internationalen Gemeinschaft über die Zukunft Libyens diskutieren, sagte der französische Außenminister Alain Juppé. Zudem sei für die kommende Woche ein Treffen der sogenannten Libyen-Kontaktgruppe in der französischen Hauptstadt geplant, sagte Juppé.

12.22 Uhr: Großbritannien wird die eingefrorenen libyschen Vermögenswerte bald freigeben. Dies kündigte Premierminister David Cameron an.

12.14 Uhr: Die Aufständischen in Libyen haben nach eigenen Angaben einen ranghohen Leibwächter Gaddafis gefangen. Saad Masud habe versucht, sich mit einer größeren Summe Geldes auf dem Seeweg aus der umkämpften Hauptstadt Tripolis abzusetzen, berichteten die Aufständischen auf einer arabischen Internetseite. Ein ranghoher Offizier der Gaddafi-Truppen, Milad al-Waser, sei bei einem Schusswechsel in seiner Villa erschossen worden. Er habe sich den Rebellen nicht ergeben wollen. Kämpfer der Aufständischen durchsuchten am Montag Villen in der Hauptstadt.

11.58 Uhr: Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hat sich dafür ausgesprochen, dem bisherigen libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi den Prozess zu machen. „Er wird sich ... auch vor Gericht verantworten müssen“, sagte Westerwelle. „Die Zeit des Diktators ist vorbei.“ Gaddafi habe eine „grausame Herrschaft“ ausgeübt und einen Krieg gegen das eigene Volk geführt. Dafür müsse er sich juristisch verantworten – entweder im eigenen Land oder vor einem internationalen Gerichtshof. Den Übergangsrat der libyschen Rebellen forderte Westerwelle auf, den Weg zur Demokratie zu ebnen.

11.42 Uhr: Gibt es doch Verhandlungen mit Südafrika über Asyl für Gaddafi? Wie ein Reporter von al-Dschasira aus Johannesburg berichtet, soll die südafrikanische Regierung doch mit Gaddafis Mitarbeitern reden, ob der Diktator ins südliche Afrika ausreisen kann. Angola und Simbabwe seien im Gespräch. Die südafrikanische Außenministerin Maite Nkoana-Mashabane hatte betont, dass ihr Land keine Flugzeuge nach Libyen geschickt habe. Sie wisse auch nicht, wo sich Gaddafi derzeit aufhalte und welche Pläne er habe.

11.12 Uhr: Der Internationale Strafgerichtshof strebt eine Auslieferung des Gaddafi-Sohnes Saif al-Islam nach Den Haag an. Er solle sich vor dem Gericht wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten, sagte ein Sprecher. Der Strafgerichtshof sagte, es gebe Gespräche mit dem libyschen Rebellenrat darüber.

11.05 Uhr: Die libyschen Rebellen kontrollieren 95 Prozent der Hauptstadt Tripolis. Das erklärte der libysche Geschäftsträger in London.

10.51 Uhr: Chinas Außenministerium erklärt, die „Wahl des libyschen Volkes“ sei zu respektieren. China hoffe, dass sich die Situation in Libyen schnell stabilisiere.

10.43 Uhr: Beim arabischen Sender al-Dschasira berichten Augenzeugen aus Tripolis, Heckenschützen von Gaddafi verbreiteten noch immer Angst und Schrecken rund um Gaddafis Anwesen. Die feiernden Libyer seien von den Straßen gewichen, um nicht in die Gefechte zu geraten oder von Heckenschützen getroffen zu werden.

10.22 Uhr: Gaddafi sucht nach Angaben der südafrikanischen Regierung kein Asyl in Südafrika. Die südafrikanische Außenministerin Maite Nkoana-Mashabane betonte in Johannesburg, dass ihr Land auch keine Flugzeuge nach Libyen geschickt habe, wie dies in manchen Medien berichtet worden sei. Sie wisse auch nicht, wo sich Gaddafi derzeit aufhalte und welche Pläne er habe. Südafrikas Präsident Jacob Zuma hatte in den vergangenen Monaten die Nato-Angriffe in Libyen scharf kritisiert und eine „afrikanische Lösung“ gefordert. Südafrika setzte sich für Verhandlungen zwischen Gaddafi und den Rebellen ein.

9.52 Uhr: Belgiens Verteidigungsminister Pieter De Crem hat die Nato zu raschen Beratungen über die Zukunft ihres militärischen Einsatzes in Libyen aufgefordert. „Das Ende scheint nahe zu sein“, sagte er dem flämischen Radio VRT unter Bezug auf das Vorrücken der Rebellen in Tripolis. Die Nato müsse rasch entscheiden, wie es nach einem Sieg der Rebellen weitergehen solle. Zunächst müssten jedoch „endgültige Nachrichten“ aus Tripolis abgewartet werden, sagte er. Belgien sei bereit, „auch in einem neuen Rahmen“ Libyen zu helfen. Belgien hatte sich unter anderem mit sechs Kampfflugzeugen des Typs F-16 und mit einem Minenräumer an dem Nato-Einsatz teilgenommen.

9.43 Uhr: Die konservative britische Zeitung „The Times“ schreibt: „Trotz der Rebellen, die zusammen auf den Straßen von Tripolis jubelten, ist ein endgültiges Ergebnis noch weit entfernt und unsicher. (...) Das neu gefundene Selbstbewusstsein und die Organisation der Rebellen könnten im gewalttätigen Kampf um die Macht und im parteiinternen Gezanke zwischen rivalisierenden Stämmen und Militärführern weiterhin bröckeln. (...) Die kommenden Wochen werden entscheiden, ob Libyen angesichts der Herausforderung eines Wiederaufbaus nach Gaddafi zusammenhalten kann, oder ob es in Anarchie und langwierige Gesetzlosigkeit fällt, wenn die Zerstörung des alten Regimes Islamisten, Stammesführer, Armee-Einheiten und Opportunisten untereinander um das Füllen des Machtvakuum kämpfen lässt.“

9.31 Uhr: Der britische Premierminister David Cameron hat Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi erneut zum Rückzug aufgefordert. „Aus den Szenen, die wir in Tripolis sehen, wird klar, dass das Ende für Gaddafi nahe ist“, hieß es in einer Stellungnahme Camerons. „Er hat entsetzliche Straftaten gegenüber dem libyschen Volk begangen und muss jetzt gehen, um weiteres Leiden seines eigenen Volkes zu verhindern.“