Berlin-Besuch unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Außenminister Lieberman beim Europäisch-Israelischen Dialog.

Berlin. Ihr wichtigstes Thema ist der Umbruch in der arabischen Welt: Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen empfängt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu in Berlin. Beide wollen außerdem besprechen, wie die Ergebnisse der Ende Januar abgehaltenen deutsch-israelischen Regierungskonsultationen bisher umgesetzt wurden. Weiteres Thema ist der Stillstand im Nahost-Friedensprozess. Merkel war vor zwei Monaten selbst in Israel zu Besuch. Die Kanzlerin hatte Netanjahu bei ihrem Jerusalem-Besuch zu einer unverzüglichen Wiederaufnahme der Friedensgespräche mit den Palästinensern aufgefordert.

Deutschland und Israel sind auch abseits der Politik auf vielen Ebenen eng verbunden. So ist die Bundesrepublik einer der wichtigsten Wirtschaftspartner Israels. Mit keinem anderen europäischen Land treibt Israel so viel Handel. Im Jahr 2010 wurden aus der Bundesrepublik Waren im Wert von 2,88 Milliarden Euro geliefert – eine Zunahme von 18,5 Prozent gegenüber 2009. Zugleich kamen Importe im Wert von 1,7 Milliarden Euro nach Deutschland. Auch hier gab es ein Plus, und zwar von 13,9 Prozent. Deutschland liefert vor allem Autoteile und Maschinen an Israel, in der umgekehrten Richtung dominieren chemische und elektrotechnische Erzeugnisse sowie Lebensmittel.

Kulturelle Projekte mit Teilnehmern aus beiden Ländern fördern Institutionen wie das Goethe-Institut und der Deutsche Akademische Austauschdienst. Zudem setzt sich die Bundesregierung für den Deutschunterricht ein, der in israelischen Lehrplänen keine Rolle spielt. Auf Initiative des Auswärtigen Amtes hin wird inzwischen an acht Schulen in Israel Deutsch als Fremdsprache gelehrt. Im Jahr 2008 riefen die Regierungen beider Länder das Deutsch-Israelische Jahr der Wissenschaft und Technologie aus. Seitdem fördert das Bundesforschungsministerium mit dem Arches-Preis deutsch-israelische Teams von Nachwuchswissenschaftlern. Der Preis wird jährlich verliehen und ist mit 400.000 Euro dotiert.

Der Jugendaustausch zwischen Israel und Deutschland begann in den 50er-Jahren. Etwa eine halbe Million deutsche und israelische Jugendliche haben seither durch entsprechende Programme das jeweils andere Land besucht.

Der damalige israelische Ministerpräsident Ehud Olmert sprach von einem „vielleicht historischen“ Ereignis, als im März 2008 in Jerusalem die ersten israelisch-deutschen Regierungskonsultationen stattfanden. Kanzlerin Angela Merkel war mit sieben Bundesministern und einer Staatsministerin zu der ersten gemeinsamen Kabinettssitzung angereist. Dabei wurde vereinbart, dass die Konsultationen jährlich stattfinden sollen.

In Berlin findet an diesem Donnerstag auch der European-Israeli Dialogue im Axel Springer Verlag statt, in dem auch das Hamburger Abendblatt erscheint. Mit dabei sind 45 europäische und israelische Politikern, Journalisten und Wirtschaftsvertreter. Israel und Deutschland werden durch ihre Außenminister Avigdor Lieberman und Guido Westerwelle vertreten. Gastgeber des Dialogs sind die Axel Springer AG und das Institute for Strategic Dialogue. Was Lord George Weidenfeld zum Nahost-Konflikt schrieb, lesen Sie hier .

Eingeladen zum European-Israeli Dialogue waren weiterhin Hamed Abdel-Samad (ägyptischer Autor), John Elkann (stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender Fiat Auto), Hans-Peter Friedrich (Bundesinnenminister), Philipp Rösler (Bundesminister für Gesundheit) und Natan Sharansky (ehemaliger stellvertretender israelischer Premierminister und Menschenrechtsaktivist).