Das hat die Bertelsmann-Stiftung erforscht. Die Politik habe die Brückenfunktion von Zeitarbeit in reguläre Beschäftigung vernachlässigt.

Gütersloh. Der Hartz-IV-Kompromiss schafft nach Einschätzung der Bertelsmann-Stiftung kaum Verbesserungen für Beschäftigte in der Zeitarbeit. Der vorgesehene Mindestlohn sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung, erklärte die Stiftung bei der Vorstellung einer Studie über flexible Arbeitsformen. Die Weichen für einen leichteren Übergang von der Zeitarbeit in reguläre Beschäftigung seien aber nicht gestellt worden, kritisierte Eric Thode, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann-Stiftung. Der Arbeitsmarkt sei strikt getrennt in abgesicherte reguläre Arbeitsverhältnisse und oftmals gering bezahlte unregelmäßige Jobs, erläuterte Thode. Die ursprünglich vorgesehene Brückenfunktion in reguläre Beschäftigung habe die Politik inzwischen aus den Augen verloren. Die Politik sei gefordert, den Ausgleich zwischen nötiger Flexibilität und Sicherheitsbedürfnis zu schaffen.

Die Bertelsmann-Stiftung plädiert für eine stufenweise Angleichung der Löhne und Arbeitsbedingungen von Zeitarbeitskräften an die der Stammbelegschaften. Das würde die wirtschaftliche Situation von länger eingesetzten, erfahrenen Zeitarbeitern verbessern und zugleich die Übernahme in eine Festanstellung fördern. Zudem sollte der Gesetzgeber Anreize dafür schaffen, dass Zeitarbeitsfirmen ihre Mitarbeiter verstärkt in dauerhafte Beschäftigungen vermitteln.

Deutschland habe im internationalen Vergleich seit Mitte der 1990er-Jahre mit die größten Deregulierungsschritte auf dem Arbeitsmarkt vollzogen, hieß es weiter. Immer mehr Menschen arbeiteten immer länger bei Zeitarbeitsfirmen. Häufige Wechsel zwischen Zeitarbeit und Arbeitslosigkeit machen nach Auffassung der Stiftung das Erwerbsleben unsicher, erhöhen das Armutsrisiko und verhindern oft den Sprung in eine dauerhafte Arbeit. Lediglich sieben Prozent der ehemaligen langzeitarbeitslosen Zeitarbeiter erhielten eine Festanstellung.