Amerikas scharfer Obama-Kritiker, Bill O'Reilly, interviewt den US-Päsidenten während des Football-Finales. Um Sport geht es nur am Rand.

Washington. US-Präsident Barack Obama hat sich in „Feindeshand“ begeben: Im Weißen Haus setzte er sich mit einem seiner schärfsten Kritiker in der amerikanischen Medienwelt zusammen: Bill O’Reilly vom äußerst konservativen Sender Fox News. Anlass war der Super Bowl, das Endspiel in der amerikanischen Football-Profiliga NFL, das Sportereignis des Jahres in den USA. Der Präsident gibt traditionell dem Sender, der das Duell überträgt, ein Interview. Diesmal war es Fox – und so saß Obama O’Reilly gegenüber, eine Paarung, die im Vorfeld schon für Aufregung sorgte. Aber Sport kennt anscheinend keine Grenzen: Obama und O’Reilly, der wenig bescheiden das „meistgesehene Interview in der Geschichte der Menschheit“ angekündigt hatte, zeigten sich respektvoll, ja gar freundschaftlich, und es wurde wiederholt zusammen gelacht.

Es ging um Sport - vor allem aber um die Politik: Die USA halten sich weiter mit Forderungen nach einem Rücktritt des ägyptischen Präsidenten Mubarak zurück. Obama bekräftigte seine Forderung nach einem geordneten Übergang und sagte, Mubarak werde ohnehin in diesem Jahr aus dem Amt scheiden. US-Außenministerin Hillary Clinton verwies auf mögliche Probleme bei zu frühen Wahlen und würdigte Mubaraks bisher eingeleiteten Schritte zu einem Übergang. „Ich möchte eine repräsentative Regierung in Ägypten“, sagte Obama in einem Interview mit dem Fernsehsender Fox. Dann sei er zuversichtlich, dass die USA weiter mit Ägypten zusammenarbeiten könnten. „Das ägyptische Volk will Freiheit, freie und faire Wahlen, es will eine repräsentative Regierung, eine handlungsfähige Regierung“, sagte Obama. „Wir haben gesagt, ihr müsst jetzt den Übergang beginnen.“

Zur Forderung der ägyptischen Opposition nach einem sofortigen Rücktritt Mubaraks sagte Obama, nur dieser wisse, was er tun werde. „Was wir wissen ist, dass Ägypten nicht mehr zu dem zurückkehren wird, was es war.“ Mubarak werde nicht wieder zur Wahl antreten, seine Amtszeit gehe in diesem Jahr zuende. Clinton sagte auf dem Rückweg von der Münchner Sicherheitskonferenz, über den Zeitplan für Mubaraks Abgang entscheide das ägyptische Volk. Sie verstehe die ägyptische Verfassung so, dass der Präsident bei einem Rücktritt vom Parlamentspräsidenten ersetzt werde und dass es dann in 60 Tagen Neuwahlen geben müsse. Sie habe aber sowohl von Oppositionsführer Mohamed el Baradei, als auch von den Muslimbrüdern verlauten hören, dass die Organisation von Wahlen Zeit brauche. „Das sagen nicht wir“, betonte Clinton. „Das sagen sie.“

Die US-Außenministerin würdigte, dass Mubarak mit bestimmten Entscheidungen seinen eigenen Abgang eingeleitet habe und dass er seinen Sohn Gamal, der lange Zeit als Nachfolger gehandelt wurde, aus dem Spiel gebracht hat. „Sie müssen als wichtiges Bündel von Schritten gesehen werden, die er gegangen ist“, um den Weg zum Wandel weiterzugehen, sagte Clinton. Zu dem von Ägyptens Vizepräsident Omar Suleiman am Sonntag unter Einbeziehung der Muslimbruderschaft begonnenen Dialog mit der Opposition wollte sich Clinton nicht äußern. Es sei Sache der Ägypter zu entscheiden, ob die Beteiligung der Muslimbrüder dem Transformationsprozess Glaubwürdigkeit verleihe: „Es gibt Organisationen und Individuen, deren Beteiligung aus Sicht einiger Ägypter Glaubwürdigkeit verleiht und aus Sicht der anderen Sorge hervorruft.“

Obama hob angesichts von Sorgen über eine mögliche Islamisierung Ägyptens durch die Muslimbruderschaft hervor, dass Ägypten nicht nur aus dieser Gruppe bestehe. „Sie haben keine Mehrheit. Aber sie sind gut organisiert.“ Es gebe in Ägypten aber zahlreiche säkular orientierte Menschen und eine breite Zivilgesellschaft, die ebenfalls zum Zuge kommen wolle. Die Muslimbruderschaft hatte bislang Mubaraks Rücktritt zur Bedingung für Verhandlungen mit der Regierung gemacht, dann aber am Sonntag doch an den Gesprächen zwischen Suleiman und mehreren Oppositionsgruppen teilgenommen. Die Verhandlungen brachten zunächst keine nennenswerten Ergebnisse. Oppositionsführer ElBaradei nahm nicht teil. Er sei nicht eingeladen worden und halte die Diskussionen zudem für undurchsichtig, sagte er dem US-Sender NBC. In Kairo setzte die Opposition auch nach dem Beginn des Dialogs ihre Proteste fort und forderte Mubaraks Rücktritt. (AFP/dpa)