Die Auswahl reicht von Kongressabgeordneten wie Paul Ryan aus Wisconsin über Senatoren wie Rob Portman aus Ohio oder Marco Rubio aus Florida bis hin zu Gouverneuren wie Susana Martinez aus New Mexico. Doch welche Person mit welchen Eigenschaften ist die richtige?

Washington. Im Endspurt zur Präsidentschaftskandidatur der Republikaner steuert der vermutliche Sieger Mitt Romney auf eine so wichtige wie heikle Entscheidung zu: Mit welchem Vizekandidaten soll er gegen Amtsinhaber Barack Obama ins Rennen ziehen? Gleich mehrere Parteifreunde stehen als mögliche Partner des Ex-Gouverneurs von Massachusetts in den Startlöchern – sollte dieser seinen ärgsten Widersacher Rick Santorum endgültig aus dem Feld schlagen. „Ich kann nicht voraussagen, wer die Nummer zwei wird“, sagte Romney unlängst. „Ich muss erst noch sicherstellen, dass ich die Nummer eins bin.“ Doch im Hintergrund feilen Parteistrategen längst an der besten Team-Aufstellung.

Die Auswahl reicht von Kongressabgeordneten wie Paul Ryan aus Wisconsin über Senatoren wie Rob Portman aus Ohio oder Marco Rubio aus Florida bis hin zu Gouverneuren wie Susana Martinez aus New Mexico. Doch welche Person mit welchen Eigenschaften ist die richtige? Ein Senator, der wie Portman als Lokalmatador Obamas Demokraten einen Bundesstaat abluchsen kann? Oder Rubio mit seinen aus Kuba stammenden Eltern, der die Bürger mit lateinamerikanischen Wurzeln im umkämpften Florida auf Romneys Seite ziehen kann? Oder lieber eine Frau mexikanischer Abstammung wie Susana Martinez? Sie könnte neben den Lateinamerikanern auch noch die Wählerinnen für sich begeistern - beides Wählergruppen, bei denen Romney bisher kaum punkten konnte.

Doch Romneys Berater pochen darauf, dass ein künftiger Vizekandidat für ihren Chef vor allem eines sein muss: im Fall der Fälle ein würdiger Vertreter. „Ich glaube ehrlich gesagt, dass er jemanden will, der Präsident sein kann“, sagt ein hochrangiges Mitglied aus Romneys Team mit Blick auf die Regelung, dass der US-Vizepräsident bei einem Ausfall des Staatsoberhaupts das Kommando im Weißen Haus übernimmt. Der erfahrene Parteistratege Charlie Black verweist trocken auf eine zweite Eigenschaft: „Politisch muss es jemand sein, der keinen Schaden anrichtet“.

Sarah Palin und Dan Quayle sind die Namen, die sich in diesem Zusammenhang schmerzhaft ins kollektive Gedächtnis der Republikaner eingegraben haben: 2008 sorgte der republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain mit der Kür der damals relativ unbekannten Palin zunächst für Furore. Doch die ehemalige Gouverneurin von Alaska schlitterte im Wahlkampf von einem Fettnäpfchen ins nächste und bot wegen ihrer zahlreichen Lücken in politischen Themen den Gegnern eine offene Flanke. Quayle bewies Beobachtern zufolge als Stellvertreter von Präsident George Bush mit Fehltritten in Serie, dass die Wahl des richtigen Stellvertreters ein echter Hürdenlauf sein kann. Eine Palin und einen Quayle gilt es also im Jahr 2012 zu vermeiden – so das Minimalziel der Republikaner.

Auf der Favoritenliste ganz oben wird Paul Ryan gehandelt. Beim von Erfolg gekrönten Vorwahlkampf in Ryans Heimatstaat Wisconsin ließen die gemeinsamen Auftritte mit Romney erkennen, dass sie durchaus im Gleichschritt laufen können: Galant ließen sie sich gegenseitig den Vortritt, um Fragen von Wählern zu beantworten, und verteilten in einem Fast-Food-Restaurant einträchtig Sandwiches.

Mit dem 42-jährigen Vorsitzenden des Haushaltsausschusses des Repräsentantenhauses könnten die Chancen der Republikaner steigen, zum ersten Mal seit 1984 die Wähler in Wisconsin für sich gewinnen. Ryan gilt zudem als Garant für die Sympathie besonders konservativer Republikaner, denen Romney zu moderat erscheint. Für viele Berater steht das an erster Stelle: „Um zu gewinnen, muss Romney zwar irgendwann auch die Unabhängigen auf seine Seite ziehen“, sagt Parteistratege Mark McKinnon. „Doch zuerst muss er seine Position bei den Konservativen festigen.“

Mit öffentlicher Begeisterung hat im Lager der möglichen Vizekandidaten bisher keiner reagiert, einige wie Rubio und Martinez haben sogar abgewinkt. Doch dies gehört in der Regel zum guten Ton aller Aspiranten, bis sie die Kandidatur schließlich doch lächelnd annehmen. Einige wollen sich aber vielleicht auch nicht die Chancen verderben, bei einem Scheitern Romneys 2016 selbst an den Start zu gehen – und zwar als Nummer eins.

(Reuters)