Bundesverband deutsches Ei will gleiche Höchstmengen für Eier und Fisch – Sorge über Ausschläge der Großhandelspreise.

Berlin. Die deutschen Eierproduzenten haben nach den jüngsten Giftstoff-Funden in Bio-Eiern höhere Dioxin-Grenzwerte vorgeschlagen. „Jetzt muss man bei Eiern über ein Hochsetzen der Grenzwerte wie bei Fisch nachdenken“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsches Ei, Bernd Diekmann, der Nachrichtenagentur dapd. „Wenn Eier die gleichen Doxin-Grenzwerte wie Fisch hätten, wäre schon die Dioxin-Krise des letzten Jahres nicht entstanden“, fügte der Chef des Fachverbandes der Geflügelwirtschaft für Eierproduzenten und -händler hinzu.

Gerade für die Freilandhaltung und auch für Biohühner seien die derzeitigen Dioxin-Grenzwerte nicht mehr angemessen Die Grenzwerte dürften nicht weiter für Hysterie und Massenpanik genutzt werden, betonte Diekmann. „Dioxine entstehen nicht nur in Chemiefabriken, sondern auch in Feuerstellen und sind deswegen weitverbreitet“, sagte er.

Hennen suchten im Freiland auch selbstständig nach Nahrung. „Über alte Feuerstellen oder Misthaufen, auf die Asche gekippt wurde, kann dann auch Dioxin aufgenommen werden“, sagte der Verbandsvorsitzende. Auch bei den in Nordrhein-Westfalen betroffenen Bio-Hennen habe man im Futter bislang vergeblich nach Dioxin gesucht. Er warnte vor hysterischen Reaktionen auf die Dioxin-Funde. „Das sollte keine Verwerfungen auf den Absatzmärkten auslösen.“ Eier seien weiter absolut sichere Lebensmittel.

Nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung in Berlin dürfen Eier pro Gramm Fett höchsten fünf Pikogramm an Dioxin und ähnlichen Stoffen wie PCB (polychlorierte Biphenyle) enthalten. Bei Fisch liege dieser Wert mittlerweile bei 6,5 Pikogramm, allerdings nicht pro Gramm Fett, sondern pro Gramm Gesamtgewicht, sagte ein Sprecher des Instituts. Eine EU-Verordnung habe die Bezugsgröße Fett durch Gesamtgewicht ersetzt. Das habe die zulässige Dioxin-Höchstmenge etwa verfünffacht.

Nicht alle Halter profitieren von Preisanstieg

Nach Angaben des Bundesverbandes Deutsches Ei sanken die Großhandelspreise für Eier im Frühjahr vergangenen Jahres nach dem Skandal um Dioxin in Futtermitteln stark ab und erholten sich zum Jahresende. Danach sei es zu einem rapiden Preisanstieg gekommen, von dem die Produzenten aber nur zum Teil profitiert hätten. „Wir haben den Anstieg der Eiernotierungen um hundert Prozent mit sehr gemischten Gefühlen verfolgt“, sagte Diekmann. „Produzenten mit festen Lieferverpflichtungen mussten oft selbst zukaufen und verbuchten erhebliche Verluste“, sagte er. Ein kontinuierlicher Preisanstieg sei vorteilhafter als schnelle Ausschläge.

Nach seinen Angaben verdoppelten sich die Eier-Großhandelspreise von Jahresanfang bis Mitte März und gingen danach bislang nur leicht zurück. Ursache waren Knappheiten in Nachbarländern nach dem Verbot der Käfighaltung. Eier würden in Deutschland zur Hälfte zu langfristig festen Preisen über Discounter vertrieben. „Wer für Lieferverträge zukaufen musste, hatte den Schwarzen Peter“, sagte er.

Im letzten Jahr hätten viele Produzenten nach der Dioxin-Krise Kontrakte „zur sehr billigen, fast ruinösen Konditionen abgeschlossen, die nach wie vor gültig sind“, sagte Diekmann. Die bis zu zwei Jahre laufenden Kontrakte mit Discountern fixierten einen Teil des Marktes auf einem sehr niedrigen Preisniveau. „Deswegen hat der Endverbraucher, der beim Discounter seine Eier kauft gar nicht bemerkt, was auf dem Markt passierte“, sagte er.

(dapd)