Er ist ein Urgestein in der italienischen Politik. Jetzt tritt Umberto Bossi als Chef der rechtspopulistischen Lega Nord zurück. Er steckte im Sog eines Skandals um veruntreute Gelder.

Rom. Der langjährige Chef der rechtspopulistischen italienischen Lega Nord, Umberto Bossi, ist im Zuge eines Korruptionsskandals zurückgetreten. Dies berichteten italienische TV-Sender am Donnerstag übereinstimmend. Bossis Regionalpartei war in den vergangenen Tagen zunehmend in den Strudel eines Skandals um Korruption und Veruntreuungen geraten. Gegen den 70-jährigen Bossi, einem alten Weggefährten des mehrfachen Regierungschefs Silvio Berlusconi, war aber bisher nicht ermittelt worden.

Medien berichteten jedoch, dem bisherigen Schatzmeister Francesco Belsito werde vorgeworfen, 200 000 Euro aus der Kasse der Partei an Bossis Söhne weitergeleitet zu haben. Auch Bossis Frau sei in die Sache verwickelt. Danach geriet auch Bossi immer mehr unter Verdacht.

Der Veruntreuungsskandal trifft eine Partei, die bisher mit ihrer norditalienischen „Sauberkeit“ geworben hatte. Bossi war bekannt für seine scharfen Worte gegen den „römischen Sumpf“ und Italiens Süden.

Ein Trio soll die Partei übergangsweise bis zu einem Parteitag führen, teilte die Lega Nord mit. Darunter ist auch der ehemalige Innenminister Roberto Maroni, der zum neuen starken Mann in der Lega werden könnte. Bossi habe seinen Rücktritt als „unwiderruflich“ bezeichnet, heißt es. Er solle die Ehrenposition eines Präsidenten der Partei einnehmen, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa.

Der Mitbegründer der Autonomiebewegung Lega Lombardo hatte 2004 einen Hirnschlag und einen Herzinfarkt erlitten, war aber später doch wieder Reformminister in dem Kabinett unter Berlusconi geworden.

Die Lega Nord war nach dem Rücktritt der Regierung Berlusconi Mitte November vergangenen Jahres als einzige der größeren Parteien im Parlament in Opposition zur neuen Regierung von Technokraten unter dem ehemaligen EU-Kommissar Mario Monti gegangen.

(dpa)