Anlässlich des 100. Geburtstags von Staatsgründer Kim Il Sung will Nordkorea eine Trägerrakete mit einem Satelliten an Bord ins All starten lassen. Die Region ist in heller Aufregung.

Seoul. Nordkorea hat überraschend den Start einer Langstrecken-Trägerrakete mit einem Satelliten an Bord angekündigt und damit die Region in helle Aufregung versetzt. Südkorea warf der kommunistischen Führung vor, den Frieden zu gefährden und gegen eine geltende UN-Resolution zu verstoßen. Japan forderte die Regierung in Pjöngjang auf, die Pläne aufzugeben. US-Außenministerin Hillary Clinton bezeichnete die Ankündigung als Provokation. der Raketenstart stelle eine Bedrohung für die regionale Sicherheit dar.

Nordkorea teilte mit, anlässlich des 100. Geburtstages von Staatsgründer Kim Il Sung einen „Arbeitssatelliten“ ins All zu schießen. Damit würden rein friedliche Zwecke verfolgt. Experten sehen den für April geplanten Start jedoch als Vorwand für den erneuten Test einer Langstreckenrakete, die potenziell mit Sprengköpfen bestückt auch bei Angriffen auf andere Staaten eingesetzt werden könnte.

„Wenn Nordkorea wie angekündigt einen 'Arbeitssatelliten' startet, wäre dies ein klarer Bruch der Resolution 1874 des UN-Sicherheitsrats, die jeglichen Einsatz ballistischer Raketentechnologie verbietet“, erklärte das Außenministerium in Seoul. Nordkoreas Verbündeter China äußerte sich zurückhaltend und erklärte, der Frieden und die Stabilität auf der koreanischen Halbinsel sei für alle Parteien von großer Bedeutung. Clinton erklärte, die Ankündigung stehe im Widerspruch zum Versprechen, keine Langstreckenraketen mehr zu testen. Die USA haben knapp 30.000 Soldaten in Südkorea stationiert.

Nordkorea hatte erst Ende Februar erklärt, seine Tests von Langstreckenraketen auszusetzen – angeblich um so die auf Eis liegenden Gespräche mit den USA über sein umstrittenes Atomprogramm wieder in Gang zu bringen. Gleichzeitig wollte sich Nordkorea auf diesem Weg für die weitgehend verarmte Bevölkerung Lebensmittelhilfen der USA sichern. Nordkorea hat bereits mehrere Atomtests ausgeführt und erklärt, an der Anreicherung von Uran zu arbeiten. Außerdem verfolgt es schon länger ein Programm zur Herstellung von Plutonium.

Die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA meldete, der Start des Satelliten Kwangmyongsong-3 habe keine Auswirkungen auf die Nachbarländer. Er werde von einem Stützpunkt in der Nähe der chinesischen Grenze gestartet. Möglicherweise handelt es sich dabei politischen Beobachtern zufolge um eine neue Basis für Raketentests.

Experten werteten den Test, der zwischen dem 12. und 16. April stattfinden soll, als Spiel mit dem Feuer in den Verhandlungen mit der Regierung in Washington. Die neue nordkoreanische Führung wolle die USA möglicherweise zu weiteren Zugeständnissen bewegen. „Dies kann als Mittel interpretiert werden, in den Gesprächen den Druck auf die Amerikaner zu erhöhen“, sagte Park Young-Ho vom Koreanischen Institut für Wiedervereinigung. In Nordkorea hatte im Dezember Kim Jong Un seinen verstorbenen Vater und langjährigen Machthaber Kim Jong Il an der Staatsspitze beerbt.

Im April 2009 hatte Nordkorea einen ähnlichen Test einer ballistischen Rakete ausgeführt und damit die Region in helle Aufregung versetzt. Als Konsequenz verschärften die Vereinten Nationen ihre Sanktionen gegen das weitgehend isolierte Land. (abendblatt.de/rtr)