Internationale Atomenergiebehörde sieht Gespräche mit Teheran über Atomprogramm des Irans als gescheitert. IAEA-Chef Amano “enttäuscht“.

Wien/Teheran/New York. Die Lage im Iran spitzt sich weiter zu. Eine Delegation der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) hatte versucht, Gespräche mit dem Iran über dessen Atompolitik zu führen. Doch Der Iran lehnte ab. Die IAEA gesteht sich ein, dass die Gespräche damit erneut gescheitert sind. Den Angaben nach sei Teheran nicht auf die Bitte der IAEA-Experten eingegangen, den Militärstützpunkt Parchin besuchen zu dürfen, so die IAEA am Mittwochmorgen. Die Organisation vermutet, dass an dem Stützpunkt Sprengstofftest ausgeführt würden, die im Zusammenhang mit Atomwaffen stünden. IAEA-Generaldirektor Yukiya Amano wertete die Entscheidung Teherans als "enttäuschend.“ Weiter sagte Amano: "Wir sind in einer konstruktiven Haltung herangegangen, aber es wurde keine Einigung erzielt.“

Weiter hieß es, dass auch keine Einigung über den Beginn einer "Aufklärung der ungelösten Probleme im Zusammenhang mit dem iranischen Atomprogramm erzielt werden, die insbesondere mögliche militärische Dimensionen betreffen“, zustande gekommen ist. Auch auf ein Papier, in dem es um eine mögliche militärische Dimension des iranischen Atomprogramms gehen sollte, habe man sich bei einem zweitägigen Besuch des Inspektorenteams mit der Führung in Teheran nicht verständigen können, teilte die IAEA in der Nacht zum Mittwoch mit. Der Besuch ging damit ohne greifbares Ergebnis zu Ende.

Zuvor hatte die iranische Führung den zweitägigen Besuch der IAEA-Delegation noch in ein positives Licht zu rücken versucht. So verlaufe die Zusammenarbeit mit dem UN-Kontrollgremium "bestens“, betonte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Ramin Mehmanparast, am Dienstag. Der Besuch begann am Montag. Es war der zweite innerhalb von weniger als einem Monat.

Das Expertenteam wurde am Mittwochvormittag zurück in Wien erwartet. Diplomaten in Wien erklärten, die IAEA-Führung sei offensichtlich frustriert. Sinnvolle Gespräche in der Zukunft würde sie jedoch nicht ablehnen.

Es war bereits der zweite Besuch des IAEA-Teams unter Leitung von Chefinspektor Herman Nackaerts binnen eines Monats. Sowohl beim ersten als auch beim zweiten Mal habe das Team Zugang zu dem Militärgelände in Parchin erbeten. "Es ist enttäuschend, dass der Iran weder beim ersten noch beim zweiten Treffen unserer Anfrage zugestimmt hat“, erklärte Amano weiter. Die Bitte bezog sich dabei den Informationen zufolge sowohl auf einen aktuellen Besuch während der Visite als auch auf eine zukünftige Inspektion.

In Parchin sollen möglicherweise Tests mit nuklearen Raketensprengköpfen simuliert worden seien. In der weitläufigen Militäranlage soll sich ein verdächtiger Metallbehälter befinden, in dem laut einem IAEA-Bericht solche Test durchgeführt worden sein könnten.

Das Expertenteam sollte in Teheran Möglichkeiten für eine diplomatische Lösung des Atomstreits ausloten und Zusagen für künftige Treffen und konkrete Überprüfungen einholen.

Der Westen verdächtigt die iranischen Regierung, unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung der Kernenergie ein Atomwaffenprogramm zu betreiben, und hat umfangreiche Sanktionen gegen das Land verhängt. Teheran bestreitet die Vorwürfe und lehnt auch die Forderung nach einem sofortigen Stopp der Urananreicherung strikt ab.

Die Führung in Teheran habe nicht annähernd die von den Vereinten Nationen geforderten Bedingungen erfüllt, hieß es am Mittwoch von westeuropäischen Diplomaten in New York. Deshalb müsse der Druck aufrechterhalten werden, bis der Iran mit der Staatengemeinschaft kooperiere. "(Der) Iran wurde mehrfach vom UN-Sicherheitsrat verbindlich aufgefordert, jegliche Anreicherung zu stoppen, bis alle offenen Fragen rund um das iranische Nuklearprogramm geklärt sind“, hieß es aus Diplomatenkreisen. Dazu gehöre insbesondere „eine glaubwürdige und umfassende Aufklärung“ über eine mögliche militärische Dimension des Nuklearprogramms. "Hiervon ist (der) Iran leider weit entfernt, deshalb setzen wir unsere Politik aus Sanktionen und der Offenheit zu ernsthaften Gesprächen mit (dem) Iran über sein Nuklearprogramm fort.“ (abendblat.de/dpa/dapd)