Nach dem kroatischen Parlament haben auch die Slowenen in einer Volksabstimmung grünes Licht für eine Vermittlung in diesem Konflikt gegeben.

Ljubljana. Der 20 Jahre alte Grenzstreit zwischen dem EU-Mitglied Slowenien und dem EU-Kandidaten Kroatien steht vor der Lösung. Nach dem kroatischen Parlament haben auch die Slowenen am Sonntag in einer Volksabstimmung grünes Licht für eine internationale Vermittlung in diesem Konflikt gegeben. 51,7 Prozent der Wähler haben für diesen Vorschlag ihrer Regierung gestimmt, berichtete die staatliche Wahlkommission in Ljubljana nach Auszählung fast aller abgegebenen Stimmen.

Das Schiedsverfahren unter Vermittlung der Europäischen Union (EU) soll die umstrittene Grenze in der Bucht von Piran auf der Halbinsel Istrien in der nördlichen Adria festlegen. Der Schiedsspruch ist dann endgültig und unanfechtbar. Mit diesem Ja der Slowenen erhält Kroatien auch grünes Licht für seinen beabsichtigten EU-Beitritt. Slowenien hatte wegen des Grenzstreits ein Jahr lang die Beitrittsverhandlungen blockiert.

Der Vorsprung des Ja-Lagers betrug rund 24 000 Stimmen. Da die Briefwähler und die Auslandsslowenen noch nicht berücksichtigt sind, könnte das knappe Ergebnis in den nächsten Tagen noch kippen, hieß es in ersten Kommentaren in Ljubljana. Der slowenische Regierungschef Borut Pahor bezeichnete das Ergebnis der Volksabstimmung als „historisch“. Seine kroatische Amtskollegin Jadranka Kosor sagte in Zagreb: „Vor ein paar Minuten habe ich mit Premier Pahor gesprochen und es freut mich, dass es keine weitere Blockade geben wird“.

GRENZSTREIT BEIGELEGT

Der slowenische Oppositionsführer Janez Jansa, der seine Anhänger zu einem Nein aufgerufen hatte, deutete das knappe Ergebnis als Beweis dafür, „wie gespalten unsere Nation ist“: „Ich hoffe, dass wir unser Meer nicht verlieren, so wie wir vor 90 Jahren Kärnten um ein paar tausend Stimmen verloren haben“. Im Jahr 1920 hatte sich das heutige österreichische Bundesland Kärnten dafür entschieden, innerhalb Österreichs zu bleiben. In Südkärnten stellten die Slowenen damals die mit Abstand größte Bevölkerungsgruppe.