Die Bundesarbeitministerin könnte die erste Frau im Bundespräsidentenamt werden. Sie hat jetzt schon eine beeindruckende Karriere gemacht.

Berlin. Gleich nach der Bundestagswahl machte die amtierende damalige Familienministerin Ursula von der Leyen keinen Hehl daraus, dass sie sich im Kabinett auch einen anderen Posten für sich vorstellen könnte. Damals war die CDU-Politikerin als neue Gesundheitsministerin im Gespräch, schließlich wurde es das Ressort Arbeit. Nun hat sie sich bei Gesprächen der Koalitionsspitze am Dienstag sogar als Favoritin für die Nachfolge Horst Köhlers im Amt des Bundespräsidenten herauskristallisiert.

„Es gibt eine sehr starke Präferenz für von der Leyen im Kanzleramt“, sagten Koalitionskreise der Nachrichtenagentur DAPD in Berlin. Auch in der Union zeichne sich Zustimmung ab, hieß es weiter. Jetzt hänge es an der FDP, ob diese einen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken wolle.

Schlagzeilen hatte von der Leyen zuletzt wegen ihres Konzepts zur sogenannten Bürgerarbeit gemacht. Dadurch will sie schwer vermittelbaren Arbeitslosen wieder zu einem Job verhelfen. Mit gemeinnütziger Arbeit wie Parks und Straßen säubern sollen Hartz-IV-Empfänger in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gebracht werden, die zudem noch im öffentlichen Interesse liegt.

Der Mainzer Politologe Jürgen Falter hatte jüngst gesagt, die Arbeitsministerin könnte eine sehr gute Lösung für die Köhler-Nachfolge sein. „Von der Leyen ist weit über die Grenzen der Union anerkannt, sie ist überzeugend und ihre Politik trägt auch sozialpolitische Züge“, erklärt der Experte.

Als Bundespräsidentin würde die am 8. Oktober 1958 in Brüssel geborene von der Leyen ihre schnelle Karriere krönen. Im September 2001 übernahm sie erstmals ein kommunalpolitisches Mandat für die CDU, wurde Ratsfrau und Chefin der CDU-Ratsfraktion in Sehnde, einer kleinen Nachbarstadt von Hannover. Eineinhalb Jahre später kandidierte die Mutter von sieben Kindern für den niedersächsischen Landtag und zog nach dem CDU-Wahlsieg gleich als Sozialministerin in das Landeskabinett ein.

Nach weiteren gut eineinhalb Jahre saß die gelernte Ärztin schon im CDU-Präsidium. Im November 2005 wurde sie Familienministerin, im November 2009 nach dem Rücktritt von Franz Josef Jung dann Arbeitsministerin.

Ihren rasanten Aufstieg verdankt die Tochter des ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht auch ihrer Durchsetzungsfähigkeit und ihrem Talent zu öffentlichen Auftritten. Im Gespräch und vor Fernsehkameras vermag sie mit dem vom Vater ererbten strahlenden Lächeln das Gegenüber oder die Zuschauer für sich einzunehmen.

Mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, die wie sie selbst Naturwissenschaftlerin ist, sieht sich von der Leyen durch „ähnliche Denkmuster“ verbunden. Die CDU-Vorsitzende denke wie sie selbst „in großen Konzepten“, sagte von der Leyen einmal.

Als Bundespräsidentin dürfte aber auch die Akzeptanz in der Bevölkerung wichtig werden. Köhlers Popularität war rekordverdächtig, vielleicht gerade weil er seine Dünnhäutigkeit nicht hinter Protokoll oder Etikette eines Staatsoberhaupts versteckte. Immer wieder kam Köhler als „einer von uns“ rüber, ob es seine Tränen bei der Trauerfeier für die Opfer des Amoklaufs von Winnenden oder die Begeisterung für deutsche Siege im Sport ging. An dieser Beliebtheit wird sich von der Leyen messen lassen müssen.