Der Marburger Bund droht im Tarifstreit mit einer „langen, harten Auseinandersetzung“. Ab Mitte Mai könnte gestreikt werden.

Passau. Im Tarifkonflikt bei den kommunalen Kliniken drohen Ärzte-Streiks in rund einem Drittel der Krankenhäuser. So hoch sei der Anteil der kommunalen Kliniken am gesamten Krankenhausbestand in Deutschland, sagte der Vorsitzende der Mediziner-Gewerkschaft Marburger Bund, Rudolf Henke, der „Passauer Neuen Presse“. Wenn die Mitglieder zustimmten, werde ab Mitte Mai gestreikt, kündigte Henke an.

Das aktuelle Angebot der Arbeitgeber sei unzureichend, begründete Henke das Scheitern der Verhandlungen. „Bei einer von den Kommunen angepeilten Laufzeit von drei Jahren hätte sich pro Jahr eine Steigerung von weniger als einem Prozent ergeben.“ Verbesserungen bei der Nachtarbeit müssten darüber hinaus mit einem Verzicht auf Gehaltserhöhungen erkauft werden. „Das ist unseren Ärzten nicht vermittelbar.“ Falls die Kommunen ihr Angebot nicht nachbesserten, sei mit einer „langen, harten Auseinandersetzung“ zu rechnen.

Es sei aber klar, dass eine Notfallversorgung der Patienten auch im Streikfall gewährleistet bleibe, betonte Henke. „Es wird nicht zu unterlassener Hilfeleistung kommen.“ Treffen würde der Streik stattdessen Patienten, deren Behandlungen warten könnten - „Operationen des Hüftgelenks oder des Kniegelenks“ etwa.

Verhandlungen scheiterten am Donnerstagabend

Der Marburger Bund erklärte die Tarifverhandlungen am Donnerstagabend für gescheitert. Die Gewerkschaft verlangt für die 55.000 Ärzte an den rund 800 kommunalen Kliniken neben einer linearen Gehaltserhöhung um fünf Prozent auch Verbesserungen bei der Vergütung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes in der Nacht, am Wochenende und an Feiertagen. Bei der Gehaltsforderung signalisierte der Marburger Bund aber Verhandlungsbereitschaft.

Die Arbeitgeber boten zuletzt eine Gehaltserhöhung von 2,9 Prozent bei einer Laufzeit von 36 Monaten an. Die Vergütung des Bereitschaftsdienstes sollte demnach zwischen 16 und 20 Prozent steigen, zusätzlich sollten Zuschläge für Nachtarbeit eingeführt werden.

Die Tarifverhandlungen begannen am 18. Januar. Um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen, traten am 22. März Tausende Mediziner in einen Warnstreik.