Unmittelbar vor dem Beginn des G20-Gipfel in Pittsburgh gerieten Demonstranten und der Polizei aneinander.

Pittsburgh. Beim G20-Gipfel in Pittsburgh ist es zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Die Polizei trieb zunächst etwa 2000 Gipfelgegner auseinander, die sich im Stadtzentrum versammelt hatten. Am Abend zog dann eine Gruppe von 300 Demonstranten randalierend durch einen Stadtteil etwa eineinhalb Kilometer vom G20-Tagungszentrum entfernt. Sie zerschlugen Schaufenster und warfen mit Steinen auf die Polizei, die schließlich mit Reizgas und Schlagstöcken einschritt. Ein Sprecher der Gipfelgegner sagte, die Polizei habe auch Gummigeschosse eingesetzt.

Die G20-Staats- und Regierungschefs trafen am Donnerstagabend zu ihrem zweitätigen Gipfeltreffen in Pittsburgh ein. Der Gipfel begann mit einem Empfang bei US-Präsident Barack Obama. Die Staats- und Regierungschefs der weltgrößten Volkswirtschaften wollen bei dem zweitägigen Treffen in den USA über weitere Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft und über die Reform des Finanzsektors beraten. Deutschland wird in Pittsburgh von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) vertreten.

Für Donnerstagabend waren lediglich informelle Beratungen und ein gemeinsames Abendessen vorgesehen. Am Freitag soll dann in Arbeitssitzungen über ein gemeinsames Schlussdokument beraten werden. In einer ersten Sitzung (ab 15.30 Uhr MESZ) wollen die G-20-Chefs über die Erholung der Weltwirtschaft nach der Krise beraten. Themen des anschließenden Arbeitsessens auf Einladung von US-Präsident Obama sollen der Klimaschutz und Energiefragen sein. Auf einer weiteren Arbeitssitzung (ab 20.30 Uhr MESZ) wollen die G-20-Chefs dann über die Neuregelung der Finanzaufsicht diskutieren. Die abschließenden Pressekonferenzen der Delegationen werden gegen 22.30 Uhr MESZ erwartet.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich am Donnerstagabend (Ortszeit) in Pittsburgh optimistisch, dass die Staats- und Regierungschefs echte Fortschritte schaffen. „Wir haben die Chance, doch in allen wichtigen Fragen voranzukommen“, sagte Merkel. Merkel hatte sich sofort nach der Ankunft in den USA über den Stand der Gespräche der Unterhändler informiert. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur dpa gaben vor allem die Briten Versuche auf, die Abschlusserklärung zu verwässern.

Die 20 stärksten Wirtschaftsnationen (G20) haben sich vorgenommen, das internationale Finanzsystem krisensicher zu machen. Deutschland und Frankreich wollen verbindliche Richtlinien für die Bezahlung von Bankmanagern und die Eigenkapitalausstattung der Institute durchsetzen. Nach Ansicht der Kanzlerin darf die Diskussion über Ungleichgewichte in den Leistungsbilanzen nicht die Debatte über die Finanzmarktordnung in den Hintergrund drängen. Nach ihren Informationen ist diese Gefahr nicht mehr so groß wie noch vor einigen Tagen.

Nach den Worten von US-Finanzminister Timothy Geithner haben sich die 20 führenden Wirtschaftsmächte im Grundsatz auf eine Begrenzung der Boni für Bankmanager geeinigt. Jedes Land soll bis Ende des Jahres eigene Regeln für die Entlohnung der Banker aufstellen, die anschließend von einem internationalem Gremium überwacht werden sollen, sagte Geithner. Das auf dem letzten G-20-Gipfel in London neu aufgestellte Forum für Finanzstabilität bestehend aus Zentralbanken und Finanzaufsichtsbehörden soll die Kohärenz der verschiedenen Regelungen überwachen. Die übermäßigen Boni, die zur Aufnahme großer Risiken ermunterten, gelten als Mitauslöser der Finanzkrise.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann schrieb unterdessen in einem Gastbeitrag für die "Neue Züricher Zeitung", den Banken dürften nicht stärkere Fesseln angelegt werden als der Konkurrenz in den USA und China. Ackermann ist Chef des Internationalen Bankenverbandes IIF. Auch dürfe sich die Branche keinen Illusionen hingeben. „Dem Banken-Sektor werden engere Grenzen gesetzt, und die Profitabilität des Finanzsektors in seiner Gesamtheit wird geringer sein“, schrieb Ackermann.

DGB-Chef Michael Sommer lobte die Bundesregierung in ungewöhnlich hohen Tönen. „Je weiter man von Deutschland weg ist, desto besser ist der Ruf der deutschen Bundesregierung“, sagte er am Donnerstag nach einem Treffen der Gewerkschaftschef der G-20 mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) kurz vor Beginn des G-20-Gipfels in Pittsburgh. Bei dem Treffen hätten die Gewerkschafter den Umgang der Bundesregierung mit der Finanzkrise einhellig gelobt, sagte Sommer. Als Wahlempfehlung für die Große Koalition wollte der DGB-Chef seine Äußerungen allerdings „auf gar keinen Fall“ verstanden wissen.